Kirchen müssen 40.000 Gebäude aufgeben: Was passiert damit?
Die Kirchen haben auch in Niedersachsen immer weniger Mitglieder - und damit weniger Geld. Nun müssen immer mehr Gemeinden Gebäude verkaufen. Doch wie können sie genutzt werden?
Rund 40.000 Immobilien werden die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer bis 2060 insgesamt verlieren. Das erklären der evangelische Oberlandeskirchenrat Adalbert Schmidt und der Justiziar des katholischen Erzbistums Hamburg, Karl Schmiemann, in einem gemeinsamen Positionspapier. Der kontinuierliche Schwund an Kirchenmitgliedern bedeute weniger Kirchensteuer-Einnahmen. Damit würden finanzielle Mittel für den Betrieb und die Nutzung der Gebäude fehlen. Großflächige Kirchenabrisse seien demnach aber nicht geplant. Es wurden zwar auch schon Kirchen abgerissen - wie etwa die Corvinuskirche in Hannover im Stadtteil Stöcken im Jahr 2021. Meist soll es aber um den Verkauf von Pfarr- und Gemeindehäusern gehen.
Kirchen müssen sich von jedem dritten Gebäude trennen
Das Bistum Osnabrück will bis 2030 15 Prozent der Gemeindehäuser nicht mehr bezuschussen. Das Bistum Hildesheim hat schon vor einiger Zeit beschlossen, sich in den nächsten Jahren von der Hälfte seiner etwa 1.400 Gebäude zu trennen. Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover besitzt etwa 8.000 Gebäude - davon sind rund 1.600 Kirchen und Kapellen. Eine Vorgabe, wie viele dieser Gebäude abgegeben werden sollen, gibt es nicht. Allerdings müssen sich laut einer bundesweiten Studie von 2017 die beiden großen Kirchen von jedem dritten Gebäude trennen, wenn sich die Mitgliederzahlen bis 2060 halbieren.
Umnutzen der Kirchen gestaltet sich schwierig
In vielen Fällen ist ein Abriss der Kirchen nicht möglich - 80 Prozent der Gotteshäuser in Deutschland stehen unter Denkmalschutz. Deshalb wird bei Gebäuden, wie der Heilig-Geist-Kirche in Wolfsburg, über eine Umnutzung diskutiert. Ein Beispiel, wo das Umnutzen bereits funktioniert hat, ist die Gerhard-Uhlhorn-Kirche in Hannover im Stadtteil Linden, die von 2018 bis 2019 zu einem Studentenwohnheim umgebaut wurde. Für weitere solcher Lösungen wünschen sich die Kirchen einen Dialog auf Augenhöhe mit den Denkmalschutzbehörden. Aktuell sei es eher so, dass die Behörden entscheiden und die Kirchen dann dagegen klagen, sagt Adalbert Schmidt. Er richtet deshalb den Appell an die Denkmalschutzbehörden, künftig gemeinsam jeden Einzelfall zu betrachten und zu schauen, wie sich die jeweilige Kirche umnutzen ließe.