VIDEO: Modedroge Flex immer beliebter (4 Min)

Zerstörerische Droge "Flex" breitet sich in Niedersachsen aus

Stand: 23.11.2023 08:16 Uhr

Schlimmer als Heroin, Kokain und Meth: Die Droge "Flex" breitet sich in Niedersachsen aus. Für Suchtberater eine besorgniserregende Entwicklung. Denn die Droge hat fatale Folgen.

von Viktoria Evelyn Koenigs

"Flex" ist eine zerstörerische und extrem abhängig machende Droge und tödlich. Außerdem ist sie günstig und der Rausch besonders intensiv. Vor allem in Göttingen verbreitet sich die Droge aktuell. Das Landeskriminalamt (LKA) registriert einen Anstieg der Fallzahlen und spricht von der Stadt als Hotspot. Auch in Braunschweig werde die Droge zunehmend konsumiert, teilte die Drogenberatungsstelle "Drobs" NDR Niedersachsen mit. Kleinere Städte sind offenbar ebenfalls betroffen. So gebe es auch in Duderstadt, etwa 30 Kilometer von Göttingen entfernt, "Flex"-Dealer, sagt Friederike Smilge, Mitarbeiterin der dortigen Drogenberatungsstelle.

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Droge "Flex" enthält gefährliche Substanz MDPV

"Flex" ist nur einer von vielen Namen. Dem Portal "drugcom" zufolge, einem Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), wird die synthetische Droge auch unter den Szenenamen "Cloud Nine", "Monkey Dust", "Super Coke", "Flakka" und "Peevee" gehandelt. Die Substanz dahinter ist Methylendioxypyrovaleron (MDPV). Auf dem Markt wird MDPV als "Badesalz" oder "Pflanzenreiniger" angeboten, um den eigentlichen Inhalt, das Rauschgift, zu verschleiern.

"Flex" macht süchtiger als Meth, Heroin und Kokain

Das MDPV in "Flex" berge ein enorm hohes Abhängigkeitspotenzial. "Schon nach dem zweiten Gebrauch ist der Weg in die seelische Abhängigkeit gebahnt", sagt Smilge. Wie "drugcom" berichtet, verursacht MDPV einen deutlich höheren Suchtdruck als Heroin, Kokain oder Crystal Meth. Diese zählen bereits zu den Drogen mit dem höchsten Abhängigkeitspotenzial.

Nebenwirkungen: Wochenlange Psychosen und Aggressivität

Doch wie wirkt MDPV eigentlich? "Drugcom" zufolge löst MDPV zunächst starke Euphorie aus. Diese halte jedoch nur wenige Minuten an. Das Craving, also das Verlangen nach mehr, sei deshalb sehr intensiv. Höhere Dosierungen und Dauerkonsum seien die Regel und bewirkten psychotische Zustände, die wochenlang anhalten könnten. Abhängige sind laut Smilge nicht selten aggressiv und gefährlich: "Die 'Flexer'-Szene ist so krass, dass selbst Heroin-Nutzer, die nun auch nicht zimperlich sind, mit denen nichts zu tun haben wollen." Eine ehemalige Klientin habe ihr erzählt: "Die Szene ist schrecklich, die bringen sich gegenseitig um."

"Zombie"-Droge lässt "Körperteile wegfaulen"

Neben den psychischen und neurologischen Folgen hinterlässt der Konsum von MDPV schwere Spuren am Körper des Menschen. "Es ist schockierend anzusehen, wenn Muskelgewebe zerfällt und Körperteile wegfaulen", berichtet Smilge. Abhängige litten mitunter an epileptischen Krampfanfällen, Herzinfarkten, tödlichem Nierenversagen. "Es ist ein rasch fortschreitender seelischer und körperlicher Abbau", so Smilge. Ersten Berichten aus dem Jahr 2012 zufolge haben Drogenabhängige im Vollrausch auch kannibalisches Verhalten gezeigt und andere Menschen gebissen. So erhielt MDPV das Stigma der "Zombie"-Droge.

Konsumenten können "Flex" rauchen, spritzen oder schnupfen

Dass "Flex" sich gerade in Göttingen derart verbreitet, lässt sich offenbar auf die Zerschlagung eines Heroinringes in den frühen 2010er-Jahren zurückführen. "Danach haben sich die Dealer nach einer kostengünstigen Alternative umgesehen und diese in MDPV/'Flex' gefunden", teilt das LKA mit. Laut Smilge ist im Raum Göttingen ein Gramm "Flex" für weniger als zehn Euro zu bekommen. Eine Konsumeinheit beträgt etwa 0,05 Gramm. MDPV wird geraucht, gespritzt oder nasal konsumiert.

Schadensminimierung: "Nehmt lieber etwas anderes als 'Flex'"

Gerade weil die Nebenwirkungen derart zerstörerisch sind, versucht Smilge, Prävention zu leisten. Sie befürchtet, dass potenzielle Konsumenten hoffen: "Alle diese schlimmen Dinge passieren den anderen. Mir passiert das nicht." Deshalb geht die Drogenberatungsstelle den Weg der Schadensminimierung: "Wir versuchen, als des Teufels Advokat zu sagen: Wenn ihr den Rausch braucht, dann nehmt lieber was anderes - und nicht ausgerechnet 'Flex'."

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 20.11.2023 | 19:30 Uhr

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