Anklage: Mutmaßlicher Mörder vom Würmsee ein Wiederholungstäter?

Stand: 05.05.2023 17:20 Uhr

Der mutmaßliche Mörder einer Frau aus Burgwedel ist nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wegen seines Hangs zu Schwerverbrechen gefährlich für die Allgemeinheit. Freitag wurde die Anklage verlesen.

Der Angeklagte beobachte seit mehr als 20 Jahren Frauen in alltäglichen Lebenssituationen. Er werde erregt von Überfall-, Betäubungs- und Gewaltfantasien, sagte die Staatsanwältin am Freitag im Landgericht Hannover. Der Angeklagte sei Wiederholungstäter, deshalb forderte die Anklage im Falle einer Verurteilung eine Sicherungsverwahrung für den Mann. Dem 54-Jährigen wird vorgeworfen, im September 2022 die allein lebende 56-Jährige im Schlafzimmer ihres Holzhauses am Würmsee erstochen zu haben. Die Leiche wurde bisher nicht gefunden.

Prozess am Dienstag eröffnet - ohne den Angeklagten

Ursprünglich sollte die Anklage in dem Mordprozess um den Fall der vermissten Frau aus Burgwedel (Region Hannover) am Dienstag beginnen. Zum Auftakt erschien der Angeklagte allerdings nicht vor Gericht. Laut Gericht hatte es Hinweise auf einen Suizidversuch gegeben. Da man verhindern wollte, dass die sechsmonatige Frist zwischen Festnahme und Prozessbeginn verstreicht, sei das Verfahren dennoch eröffnet worden.

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Eine leere Anklagebank im Landgericht Hannover. © Screenshot
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Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen

Der Angeklagte aus Warburg (Nordrhein-Westfalen) schwieg im Gerichtssaal und bestätigte die vom Vorsitzenden Richter verlesenen Angaben zu seiner Person lediglich durch Nicken. Demnach wurde er in Leiberg (Landkreis Paderborn) geboren und ist verheiratet. Seinem Verteidiger zufolge wird er auch weiterhin zu den Vorwürfen schweigen. Die Staatsanwaltschaft legt ihm heimtückischen Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebs zur Last, wobei seine Schuld besonders schwer wiege. Er soll Kerstin Simone G. am 10. September vergangenen Jahres in ihrem abgelegenen Holzhaus aufgesucht, im Schlaf überfallen und in ihrem Bett erstochen haben. Die Leiche der 56-Jährigen soll er dann mit dem Auto an einen bis heute unbekannten Ort gebracht haben.

Indizienprozess mit einer Reihe von Hinweisen

Den Ermittlern zufolge trug der mit einem Messer bewaffnete Mann bei dem Überfall in Burgwedel eine selbstgebastelte Sturmhaube, die er am Tatort zurückließ. Der Tatverdächtige soll sein Opfer vor dem Verbrechen einige Zeit beobachtet und ihre Gewohnheiten ausgekundschaftet haben. Sie lebte mit ihrem Hund in einer Wohnlaube, die zu einer Ferienhaussiedlung gehörte. In der Anklage des Indizienprozesses nennt die Staatsanwaltschaft zahlreiche Spuren: So soll der mutmaßliche Mörder das Handy seines Opfers in eine Regentonne geworfen haben und im Garten ein blutbeflecktes Kissen verloren haben. Die Lesebrille der 56-Jährigen fand sich später in einem Maisfeld. Eine Freundin hatte die Frau als vermisst gemeldet, nachdem sie am 11. September nicht zu einer Verabredung erschienen war. Der mutmaßliche Mörder war im Oktober des vergangenen Jahres nach einer internationalen Fahndung in Schweden gefasst worden.

54-Jähriger aus dem Kreis Höxter bereits vorbestraft

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten außerdem besonders schweren Raub und gefährliche Körperverletzung vor. Anfang September soll er eine 79-Jährige auf einem Feldweg in Warburg im Kreis Höxter überfallen, mit Pfefferspray verletzt und ihren Rucksack geraubt haben. Laut Polizei ist der Mann bereits vorbestraft. Wie die Beamten den Verdächtigen identifizierten, teilten sie aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht mit. Für den Prozess sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte demnach erst am 14. August fallen. Sollte sich das Gericht im Fall einer Verurteilung für eine sogenannte Sicherungsverwahrung aussprechen, bliebe der Mann auch nach dem Ende seiner Haftstrafe im Gefängnis, um die Allgemeinheit zu schützen. Der Sohn der Getöteten und die überfallene Seniorin lassen sich in dem Prozess von Anwälten als Nebenkläger vertreten, sie waren aber beim Auftakt nicht persönlich im Gerichtssaal.

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Ein Schild hängt am Eingang der Staatsanwaltschaft in Hannover. © picture alliance Foto: Julian Stratenschulte

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Der Mann soll die 56-Jährige erstochen haben. Sie wurde am 10. September zuletzt gesehen. Die Leiche ist unauffindbar. (08.02.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 05.05.2023 | 15:00 Uhr

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