Tausende bei linken Mai-Demos in Hamburg - Großeinsatz für Polizei

Stand: 02.05.2024 06:29 Uhr

Am 1. Mai rufen in Hamburg regelmäßig auch linke und linksextreme Gruppen zu Kundgebungen auf. Am Mittwoch folgten mehr als 9.000 Menschen den Appellen - mehr als zunächst erwartet und deutlich mehr als vor einem Jahr.

Nach Angaben von Polizeisprecherin Sandra Levgrün waren 1.800 Beamte und Beamtinnen bei den Kundgebungen im Einsatz, auch aus Bremen und von der Bundespolizei. Es blieb bis zum Abend friedlich. "Die Demonstrationen an diesem sonnigen Tag zeichneten sich durch friedliche und verantwortungsvolle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus, sodass die Polizei Hamburg eine sehr positive Bilanz zieht", sagte Levgrün.

Eine Demonstration zum Tag der Arbeit in der Schanze. © NDR Foto: Ingmar Schmidt
AUDIO: Mai-Demonstrationen in Hamburg bleiben friedlich (1 Min)

Tausende bei "Wer hat, der gibt"

Demonstrierende bei einer Kundgebung am Dammtor-Bahnhof. © NDR Foto: Martina Kipnis
Startpunkt der Demo "Wer hat, der gibt" war der Dammtor-Bahnhof.

Am Nachmittag versammelte sich die mit rund 6.000 Teilnehmenden größte Kundgebung am Bahnhof Dammtor. Das Bündnis "Wer hat, der gibt" hatte zu einem Protestzug durch die Stadtteile Rotherbaum und Harvestehude bis zur U-Bahn-Station Eppendorfer Baum aufgerufen. Die Demonstrierenden rechneten auf dem Weg entlang der Alster mit Politikerinnen und Politikern fast aller Parteien sowie mit den Reichen ab und forderten eine gerechte Steuerpolitik. Außerdem skandierten sie Slogans wie "Alle zusammen gegen den Faschismus" oder "Nazis raus!".

1.800 Menschen bei "revolutionärer 1. Mai-Demo"

Demonstrierende versammeln sich am 1. Mai am Hauptbahnhof. © NDR Foto: Ingmar Schmidt
Demonstrierende versammeln sich zur "revolutionären 1. Mai-Demonstration" am Hauptbahnhof.

Am späten Nachmittag startete die "revolutionäre 1. Mai-Demonstration" des vom Verfassungsschutz als gewaltorientiert eingestuften Roten Aufbaus am Hauptbahnhof. Rund 1.800 Teilnehmende zogen durch St. Georg, Hohenfelde und Eilbek bis zum S-Bahnhof Landwehr. Der Slogan der Demo lautete "Krieg, Krise, Kapitalismus - so wie es ist, darf es nicht bleiben".

1.400 Menschen ziehen von der Schanze nach Altona

Am Mittag waren rund 1.400 Menschen dem Aufruf von Anarchisten und Linksautonomen zu einer Demonstration gefolgt und kamen ins Schanzenviertel. Unter dem Motto "Solidarisch. Selbstbestimmt. Herrschaftsfrei" zogen sie vom Bahnhof Sternschanze nach Altona. Vom Dach der Roten Flora wurden die Teilnehmenden mit Pyrotechnik begrüßt, größere Zwischenfälle gab es aber nicht. Am Bahnhof Altona löste sich die Kundgebung auf.

Hunderte bei "Take Back The Night" in der Schanze

Teilnehmende der Demo "Take Back The Night" ziehen durch Hamburg. © picture alliance/dpa Foto: Markus Scholz
Am Freitagabend zogen etwa 900 Demonstrierende durchs Schanzenviertel.

Eine erste größere Demo hatte am Dienstagabend unter dem Motto "Take Back The Night" im Schanzenviertel stattgefunden. Laut Polizei zogen rund 900 Menschen - vor allem Frauen - vom linksalternativen Zentrum Rote Flora nach St. Pauli. Sie wollten gezielt auf die Gewalt gegen Frauen und auch Femizide, also die Tötung von Frauen, aufmerksam machen. Der Zug wurde von zahlreichen Polizeikräften begleitet. Zum Start der Demo wurde vom Dach der Roten Flora Feuerwerk gezündet. Viele der Demonstrantinnen trugen FFP2-Masken. Größere Zwischenfälle gab es in der Walpurgisnacht nicht. "Nur ein paar Bengalos und Nebeltöpfe - ansonsten blieb alles ruhig", sagte ein Polizeisprecher.  

Große DGB-Demo in Altona

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hamburg rief am Tag der Arbeit dazu auf, auf die Straße zu gehen. Das Motto der drei Hamburger Veranstaltungen lautete: "Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit". Die größte Demo gab es in Altona. Tausende versammelten sich am Vormittag auf dem Platz der Republik und zogen anschließend zu einer Kundgebung auf dem Fischmarkt. Außerdem gab es in Harburg und Bergedorf DGB-Demonstrationen.

Mann im vergangenen Jahr durch Polizist schwer verletzt

Im vergangenen Jahr waren in Hamburg bei Demonstrationen rund um den 1. Mai mehr als 5.000 Menschen auf die Straße gegangen. Dabei gab es zwar insgesamt keine größeren Ausschreitungen und die Polizei zog hinterher eine insgesamt positive Bilanz. Am Bahnhof Schlump war allerdings bei einer Polizeiaktion ein Mann schwer verletzt worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind die Ermittlungen inzwischen abgeschlossen. Ob es zu einer Anklage gegen einen beteiligten Beamten kommt, ist noch unklar.

Weitere Informationen
Demonstranten halten ein Transparent mit der Aufschrift "1.Mai 2024 Mehr Lohn, Freizeit, Sicherheit" in Hamburg-Altona. © picture alliance / dpa Foto: Georg Wendt

Zum 1. Mai: Große Demo des DGB in Hamburg

Laut Gewerkschaftsbund demonstrierten in Altona rund 7.000 Menschen unter dem Motto "Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit". mehr

Historische Illustration des sogenannten Haymarket Riot in Chicago im Mai 1886. © picture alliance Foto: Everett Collection

"Tag der Arbeit": Einst blutige Streiks, dann Feiertag am 1. Mai

1919 wurde der 1. Mai erstmals in Deutschland als Feiertag begangen. Seine Wurzeln hat der "Tag der Arbeit" aber in den USA. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 01.05.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Linksextremismus

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Michael Kruse, FDP-Landesvorsitzender in Hamburg, beim Sommerfest der FDP in Bergedorf. © picture alliance / rtn - radio tele nord Foto: rtn, patrick becher

FDP-Spitzenpolitiker Michael Kruse zieht sich aus Politik zurück

Die Hamburger FDP muss künftig auf Kruse verzichten. Der Bundestagsabgeordnete will aus der aktiven Politik aussteigen. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?