Schuss durch Wohnungstür der Nachbarin: Mann vor Gericht

Stand: 21.11.2023 19:57 Uhr

Ein knappes halbes Jahr nach einem Schuss durch die Wohnungstür seiner Nachbarin hat am Dienstag der Prozess gegen einen 49-Jährigen begonnen. Er muss sich wegen versuchten Mordes vor dem Hamburger Landgericht verantworten.

Laut Staatsanwaltschaft soll er aus "rechtsradikaler und fremdenfeindlicher Gesinnung" am 27. Mai dieses Jahres mit einem Repetiergewehr auf die geschlossene Wohnungstür seiner aus Pakistan stammenden Nachbarin geschossen haben, um sie zu töten. Das abgefeuerte Projektil habe die Tür sowie eine Kommode durchschlagen und sei in der Wand steckengeblieben, hieß es. Die Staatswaltschaft wirft dem Angeklagten vor, er habe aus niedrigen Beweggründen versucht, einen Menschen zu töten.

Nach damaligen Angaben der Polizei hatte sich die 24-jährige Nachbarin gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter in der Erdgeschosswohnung im Stadtteil Niendorf aufgehalten. Die beiden wurden nicht verletzt. Neben dem Repetiergewehr soll der Angeklagte in seiner Wohnung im Stadtteil Niendorf auch eine Schrotflinte und 20 Patronen ohne waffenrechtliche Erlaubnis aufbewahrt haben. Die Polizei fand in seiner Wohnung außerdem Nazi-Devotionalien.

Angeklagter gesteht Schuss, aber bestreitet Tötungsabsicht

Zum Prozessauftakt räumte der Beschuldigte den Schuss durch die geschlossene Wohnungstür seiner Nachbarin ein, bestritt aber eine Tötungsabsicht. Er sei stark alkoholisiert gewesen und zum fraglichen Zeitpunkt davon ausgegangen, dass die Wohnung leer gewesen sei. Er habe den Bewohnern mit dem Schuss einen Schrecken einjagen wollen, hieß es in der von der Verteidigung verlesenen Einlassung des Mannes. Es sei aus deren Wohnung in der Vergangenheit wiederholt zu ruhestörendem Lärm gekommen, über den er sich geärgert habe.

Von seiner Tat distanziere er sich und entschuldige sich dafür. Sich selbst bezeichnete der Angeklagte in der Einlassung als "ehemaligen Neonazi", der die entsprechende ideologische Einstellung aber inzwischen hinter sich gelassen habe. Zwar habe er mit Bekannten in einer Chatgruppe auch ausländerfeindliche Inhalte ausgetauscht, räumte er ein. Er habe das aber nur getan, um diesen zu imponieren. Er sei nicht rechtsradikal.

Urteil im Januar?

Der Angeklagte wurde kurz nach der Tat festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Die Nachbarin ist aus ihrer Niendorfer Wohnung ausgezogen. Sie macht eine Traumatherapie. Das Gericht hat acht weitere Verhandlungstermine angesetzt. Das Urteil könnte am 26. Januar verkündet werden.

Weitere Informationen
Krankenwagen stehen am Abend in einer Straße im Hamburger Stadtteil Niendorf © TV Newskontor

Niendorf: Mann schießt nach Streit durch Tür von Nachbarin

Der 48-Jährige soll mit einem Gewehr geschossen haben. Die Hamburger Polizei fand in seiner Wohnung weitere Waffen und Nazi-Symbole. (28.05.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 21.11.2023 | 20:00 Uhr

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