Neue Studie: Hamburg will Antisemitismus besser erfassen
Eine neue Studie soll klären, wie weit der Antisemitismus in Hamburg verbreitet ist. An der sogenannten Dunkelfeldstudie beteiligen sich die Jüdische Gemeinde Hamburg sowie die Polizeiakademien von Hamburg und Niedersachsen.
Für die Untersuchung können Mitglieder der Jüdischen Gemeinde per Fragebogen von ihren Diskriminierungserfahrungen berichten. Etwa 2.500 Hamburger Mitglieder der Gemeinde werden dafür angeschrieben. Die Polizeiakademien von Hamburg und Niedersachsen werten die Antworten aus. Die Ergebnisse sollen nach Angaben des Hamburger Senats im April 2024 vorliegen. Sie sollen in städtische Maßnahmen einfließen und einen Beitrag zur Antisemitismus-Prävention leisten.
Fegebank: Antisemitismus auch in subtilen Formen
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und der Hamburger Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel stellten das Projekt am Donnerstag vor. "Antisemitismus zeigt sich nicht nur in offensichtlichen Hassverbrechen, sondern auch in subtileren Formen des Alltagsrassismus, in Vorurteilen und Stereotypen, die unseren öffentlichen Diskurs beeinflussen", sagte Fegebank. Dazu gebe es bislang zu wenig Daten. Hensel betonte, dass Judenfeindlichkeit nicht erst mit Gewalt beginne, sondern früher: "Zum Beispiel dann, wenn Jüdinnen und Juden Angst haben zu sagen, dass sie jüdisch sind, weil sie erwarten, dass es zu Ausgrenzung und Anfeindungen kommt."
Dutzende judenfeindliche Straftaten pro Jahr
Seit 2016 registrierte die Hamburger Polizei jährlich zwischen 35 und 77 judenfeindliche Straftaten. Als Beispiel erwähnt der Bericht zwei Vorfälle bei einer Mahnwache für Israel am 4. Juni 2022. Zwei Frauen versuchten demnach, eine israelische Flagge anzuzünden. Während Polizeibeamte einschritten, stieg ein Busfahrer aus seinem Fahrzeug und beleidigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mahnwache lautstark. Bereits am 18. September 2021 war ein Teilnehmer der Mahnwache von zwei Jugendlichen angegriffen und schwer verletzt worden.