Leiharbeit im Rettungsdienst: Hilfsorganisationen unter Druck

Stand: 03.01.2025 06:15 Uhr

Seit Jahren kämpft der Hamburger Rettungsdienst mit erheblichen Problemen, die sich immer weiter zuspitzen. Die Einsatzzahlen steigen stetig, aber das Personal bleibt knapp.

Die sogenannten Hilfsfristen, die sicherstellen sollen, dass Rettungskräfte schnell vor Ort sind, können in knapp der Hälfte der Fälle nicht eingehalten werden. Das geht aus Zahlen des Senats hervor. Ein Zustand, der die Einsatzkräfte enorm belastet. Die Feuerwehr, die für den Rettungsdienst verantwortlich ist, muss dabei auf die Unterstützung von Hilfsorganisationen wie Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter und Malteser zurückgreifen. Doch auch dort fehlt Personal, weshalb zunehmend Leiharbeiter und -arbeiterinnen zum Einsatz kommen.

Probleme mit Leiharbeitern

Ein Rettungssanitäter schildert im Gespräch mit NDR 90,3 und dem NDR Hamburg Journal die Probleme: "Viele Leiharbeiter kennen die Abläufe in Hamburg nicht. Einige sind in die Einsatzabläufe nicht eingearbeitet, haben wenige Ortskenntnisse und wissen teilweise nicht einmal, wo die Krankenhäuser liegen." Diese Lücken können im Ernstfall wertvolle Zeit kosten.

Hilfsorganisationen setzen aus Not auf Leiharbeit

Die Hamburger Hilfsorganisationen sehen den Einsatz von Leiharbeit kritisch, nutzen ihn aber aus der Not heraus. Sabine Wigbers, Sprecherin der Malteser, sagt: "Leiharbeit ist keine Dauerlösung. Wir setzen sie nur bei akuten Engpässen ein, da sie für unsere festangestellten Mitarbeiter und auch finanziell keine optimale Lösung darstellt." Ähnlich äußern sich der ASB und das DRK. Leiharbeit sei zwar unverzichtbar, um kurzfristige Personallücken zu schließen, treibe aber die Kosten in die Höhe und könne feste Arbeitsstrukturen stören. Die Belastung der Rettungskräfte, sowohl bei der Feuerwehr als auch bei den Hilfsorganisationen, bleibt immens. Nur die Johanniter setzen keine Leiharbeiter und -arbeiterinnen ein.

Notfallversorgung: Mehr Geld und Personal gefordert

Jan Ole Unger von der Gewerkschaft ver.di beschreibt die Situation so: "Wir retten Leben, das ist unser Beruf und unsere Berufung. Aber das muss in einem gesunden Maß geschehen. Die aktuelle Situation erlaubt keine Entlastung, und das ist für die Kolleginnen und Kollegen spürbar." Auch die Politik nimmt er in die Pflicht. Sicherheit koste Geld, so Unger. Ohne mehr Personal und mehr finanzielle Mittel könne man die Notfallversorgung in Hamburg langfristig nicht sicherstellen.

Innenbehörde äußert sich nicht konkret

Auf Anfrage wollte sich die Innenbehörde zu dem Thema nicht konkret äußern. Ein Sprecher erklärte lediglich, dass die Feuerwehr im eigenen Personalstamm keine Leiharbeiter und -arbeiterinnen einsetzt. Doch ob dies reicht, um die anhaltende Krise im Hamburger Rettungsdienst zu bewältigen, bleibt fraglich.

Ein Rettungswagen ist verschwommen zu sehen. © CL. / photocase.de Foto: CL. / photocase.de
AUDIO: Leiharbeit im Rettungsdienst (1 Min)
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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 02.01.2025 | 06:00 Uhr

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