Kaffee-Firma profitiert von Vertreibung in Uganda
Mubende ist ein Distrikt zwei Stunden westlich der ugandischen Hauptstadt Kampala. Hier liegt die modernste und mit rund 2500 Hektar größte Kaffeeplantage Ugandas. Der Betreiber - die Firma "Kaweri Coffee Plantation Limited" - ist ein Tochterunternehmen des Hamburger Kaffee-Konzerns Neumann, einer der größten Rohkaffee-Importeure weltweit. Neumann wirbt besonders mit seinem nachhaltigen Wirtschaften auf den Plantagen. Doch in Uganda gibt es einige, die die hanseatische Unternehmer nicht für ehrbare Kaufleute halten.
Entschädigung: 30 Euro
2001 sucht das Unternehmen Land für eine neue Kaffeeplantage in Uganda. Die ugandische Regierung hilft bei der Suche, ist interessiert an der Ansiedlung des großen Investors. Sie schlägt Mubende vor. Das Problem: auf dem Land stehen Siedlungen, leben Kleinbauern mit ihren Familien. Laut dem Kaffee-Unternehmen geschätzte 600 Einheimische. Die Betroffenen sprechen von bis zu 4000 Menschen. Diese werden aufgefordert das Land zu verlassen. Als Ausgleich soll es Entschädigungen geben. So sieht es das ugandische Recht für alle vor, die Ansprüche an einem Stück Land haben.
Doch entschädigt werden nicht alle oder nicht angemessen. Manchen ist unklar, wo sie überhaupt hin sollen. Und so bleiben einige Bauern auf ihrem Land und warten, erzählen sie. Warten bis einige Wochen später die ugandische Armee anrückt, die Siedler vertreibt und ihre Häuser, ihr Vieh und ihr Land zerstört. "Wer noch versuchte, Sachen aus seinem Haus zu holen, wurde mit Schlagstöcken verprügelt und musste fliehen. Die Kinder hatten Angst und rannten in alle Richtungen. Dann haben sie meine Bienenstöcke und mein Haus niedergebrannt" erzählt Tumwine Evaristo und Vanisi Kasoma erinnert sich "ich dachte zunächst, es sei Krieg. Aber dann hörten wir, dass ein Weißer dort Kaffee anbauen wollte." Einige Tage nach der Gewaltaktion feiert die neue Plantage Einweihung. Das Land hat Neumann zur Pacht.
Manche Siedler klagen, sie hätten als Ausgleich nur umgerechnet rund 30 Euro erhalten. Zum Teil arbeiten sie heute auf der Plantage, verdienen als Tagelöhner einen bis anderthalb Euro am Tag. Ansonsten leben viele von ihnen auch Jahre nach der Vertreibung immer noch in kleinen Hütten in ärmlichen Verhältnissen.
Bestätigung mit Waffengewalt erzwungen
Neumann behauptet von den Vertreibungen und den geringen Entschädigungen nichts gewusst zu haben. Sie verweisen auf schriftliche Bestätigungen, auf denen alle Parteien unterschrieben haben, dass die Landnahme rechtmäßig abgelaufen sei. Doch die Vertriebenen wehren sich. Seit Jahren kämpfen sie auch vor Gericht. Der Anwalt der Vertriebenen relativiert die schriftlichen Bestätigungen und erklärt, diese seien mit Waffengewalt erzwungen worden.
Nun können die Vertriebenen nach über zehnjährigem Kampf einen ersten Erfolg verbuchen: Der High Court in Uganda hat in einem Urteil dem Hamburger Unternehmen eine Mitschuld an den Vertreibungen zugeschrieben. Das Land bekommen sie durch dieses Urteil allerdings nicht zurück. Alle Beteiligten sind in Berufung gegangen.