Hamburger Wohlfahrtsverbände fordern weniger Bürokratie
Verloren gegangene Unterlagen, lange Bearbeitungszeiten, schlechte Erreichbarkeit - Hamburger Beratungsstellen berichten immer wieder, dass ihre Klientinnen und Klienten bei Behörden und Ämtern nicht weiterkommen.
Solche Fälle haben die Hamburger Wohlfahrtsverbände jetzt in einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt gesammelt. Demzufolge hakt es vor allem beim Umgang mit Unterlagen, der Erreichbarkeit und bei den Bearbeitungszeiten. In knapp vier Monaten gingen insgesamt rund 2.000 Problemanzeigen ein. Fast die Hälfte bezog sich auf das Amt für Migration und mehr als ein Drittel auf Vorgänge im Jobcenter.
"Menschen landen in der Mittellosigkeit"
Die Bürokratie verhindere, dass Menschen die ihnen zustehenden Sozialleistungen bekommen, sagt Sandra Berkling von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege. "Und das bedeutet, dass die Menschen auf sich selbst zurückgeworfen sind und in der Mittellosigkeit landen."
Jobcenter: Fehler in "überschaubarer Größenordnung"
Der Chef des Hamburger Jobcenters, Dirk Heyden, sagt, bei einer Millionen Bescheide im Jahr könne auch mal etwas schief gehen: "Aber gemessen an der Gesamtzahl der Bescheide und der Vorgänge ist das eine überschaubare Größenordnung."
Schlankere Verwaltung gefordert
Für den Einzelfall sei das oft aber eine Katastrophe und diese Fälle belasteten die Beratungsstellen extrem, sagt Ute Grütter vom Jugendmigrationsdienst: "Eine Mitarbeiterin des Jobcenters hat auch mal gesagt: 'Oh, Sie machen ja unseren Job.' Da habe ich gesagt: 'Ja, aber es ist nicht mein Job.'" Die Wohlfahrtsverbände fordern deshalb eine schlankere Verwaltung, direkte Ansprechpartner und -partnerinnen, verständlichere Unterlagen und vor allem zentrale Informationsstellen, um Beratungsstellen zu entlasten.
