Hamburger Staatsanwaltschaft sucht Personal mit Recruiterin
Um dem Fachkräftemangel bei der Hamburger Staatsanwaltschaft entgegenzuwirken, setzt die Justizbehörde jetzt auf neue Wege: Mit einer eigenen Recruiterin und einem modernen Werbekonzept sollen junge Juristinnen und Juristen überzeugt werden.
Die Staatsanwaltschaft wirbt mit attraktiven Standortvorteilen: Moderne Büros, zentral gelegen zwischen Kiez und Michel. Doch das ist nicht alles. Seit Kurzem kümmert sich Maria Seibert speziell um die Nachwuchsgewinnung. Ihr Ziel: Vorurteile über den Staatsdienst abbauen und junge Talente für die Staatsanwaltschaft begeistern. "Mit 30 anfangen und mit 67 aus dem selben Büro wieder rausgehen und ein Leben lang das gleiche machen und einen eintönigen Job machen. Damit räumen wir auf, dass wir sagen, das ist nicht so. In Hamburg haben wir so viele Abteilungen, so viele verschiedene Möglichkeiten. Vielleicht mal international zu arbeiten, sich abordnen zu lassen," sagt Seibert.
Wechsel zur Staatsanwaltschaft: Ein Erfahrungsbericht
Einer, der sich bewusst für die Staatsanwaltschaft entschieden hat, ist Sebastian Töllers. Der 33-Jährige arbeitete bis Sommer als Rechtsanwalt in einer Großkanzlei. Jetzt klagt er Straftäter an, statt Unternehmen zu verteidigen.
"Ich habe die Möglichkeit, meine Fähigkeiten in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Hier bei der Staatsanwaltschaft wird einem das pralle Leben geboten," sagt Töllers.
Mehr Frauen als Männer
Bei den Neuzugängen im vergangenen Jahr waren Frauen in der Überzahl: Von 17 Neueinstellungen waren lediglich sechs Männer. Insgesamt liegt der Frauenanteil bei der Hamburger Staatsanwaltschaft bei zwei Dritteln.
Unternehmen und Kanzleien zahlen oft besser
Auch die Generalstaatsanwaltschaft hat ihre Strategie angepasst. Referendarinnen und Referendare werden bereits vor dem zweiten Staatsexamen gezielt angesprochen. Maria Seibert setzt dabei auf persönliche Ansprache und Kontaktpflege. Die Konkurrenz bleibt dennoch groß, da Unternehmen und Kanzleien oft deutlich höhere Gehälter bieten, zum Teil deutlich mehr als die gut 5.000 Euro brutto beim Berufseinstieg. Die Besoldung kritisiert der Richterverein, der auch für die Staatsanwälte zuständig ist. "Wir kämpfen seit 15 Jahren darum, überhaupt verfassungsgemäß besoldet zu werden. Das wäre nach meinem Dafürhalten ein wichtiger Schritt, mehr Nachwuchs zu gewinnen," sagt Sebastian Klotze vom Hamburgischen Richterverein.
Hamburg plant 14 neue Stellen
Arbeit und Bedarf sind jedenfalls da: 14 neue Stellen dieses und nächstes Jahr. Außerdem gehen bis Mitte 2030 etwa 20 Staatsanwälte in Pension. Die Suche ist eröffnet.