Mitarbeitende beklagen Arbeitsbedingungen im Jugendamt
Zwei Mitarbeiterinnen aus dem Jugendamt Hamburg-Mitte haben sich an das Hamburg Journal im NDR Fernsehen gewandt, um anonym über die Arbeitsbedingungen und die hohe Belastung in ihrer Behörde zu sprechen.
"Im Bezirk Hamburg-Mitte fehlen jetzt aktuell 14 Vollzeitstellen. Das ist ganz schön viel. Das ist im Vergleich zu den anderen Bezirken deutlich mehr", sagt eine der Mitarbeiterinnen. Es würden zwar immer wieder neue Kolleginnen eingestellt und man versuche diese einzuarbeiten. "Aber kaum sind sie wirklich da, sind sie auch schon wieder weg." Dies sei ein strukturelles Problem, das nicht angegangen würde.
Viele Langzeiterkrankte
Außerdem gebe es viele Langzeiterkrankte, wie die beiden Mitarbeiterinnen berichteten. Das wirke sich auch auf die Arbeit des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) aus. Die Mitarbeitenden kümmern sich um Familien in Notsituationen. In den Hamburger Stadtteilen Billstedt und Wilhelmsburg hat der ASD seit Jahren besonders viele Familien zu betreuen. Daher sollen nun drei Fachkräfte in die dortigen Büros versetzt werden.
Versetzung von Mitarbeitenden schafft neue Probleme
"Die Kolleginnen, die jetzt gehen, sind alle in Vollzeit beschäftigt. Die hinterlassen jetzt 50, 60 Fälle pro Person. Das heißt, das sind weit über 200 Fälle." Es gebe keine zeitnahe Nachbesetzung, vor allem nicht von erfahrenen Fachkräften. "Das heißt, dass die 200, 250 Fälle, die da jetzt verlassen werden, von niemandem bearbeitet werden", erläuterte eine Mitarbeiterin das Problem.
21 Bewerbungen für 13 freie Stellen
Auf Nachfrage des Hamburg Journals, wie man darauf reagieren wolle, antwortete das Jugendamt Hamburg-Mitte: "Aktuell liegen im Jugendamt Hamburg-Mitte 21 Bewerbungen für 13 unbesetzte Personalstellen vor. Inwiefern die entstandenen Lücken geschlossen werden können und wie hoch der jeweilige Einarbeitungsbedarf ist, ist aktuell noch nicht absehbar."
50 neue Stellen in Hamburg ausgeschrieben
Die angespannte Lage auch in den anderen Jugendämtern ist bekannt. Um diese in den Griff zu bekommen, wurden im März hamburgweit 50 neue Stellen ausgeschrieben. 17 davon konnten nach Recherchen des Hamburg Journals jedoch nur besetzt werden. Die Sozialbehörde argumentiert mit dem Fachkräftemangel. Bestätigt aber auch interne Probleme.
"Wir kennen natürlich auch die Beschwerdelage, wir sind immer in einem sehr engen Austausch mit den bezirklichen Jugendämtern. Natürlich ist es auch unsere Aufgabe, mit dafür zu sorgen, dass dieser Beruf attraktiv ist, deswegen nehmen wir auch die Fachkräftestrategie nochmal neu in den Blick." Das soll im Laufe des Jahres passieren.
Jugendamt-Mitarbeiterinnen haben Vertrauen verloren
Die ASD-Mitarbeiterinnen aus dem Jugendamt Hamburg-Mitte, die sich an das Hamburg Journal gewandt haben, haben kein Vertrauen darin, dass sich bald etwas ändern könnte. "Ich werde mich definitiv weg bewerben. Aber ob das wie gesagt noch mal ein ASD ist oder nicht, das bleibt jetzt noch offen für mich."
Die Linke stellt Anfrage an Senat
Kritik an der Lage in den Jugendämtern kommt auch von der Partei Die Linke. Die Fraktionsvorsitzende Sabine Boeddinghaus sagte, dass die Lage seit Jahren angespannt sei. Sie habe dem Senat dazu gerade eine Anfrage zur Lage der Jugendämter und deren Mitarbeitenden gestellt.