Gegen das Vergessen: Herbertstraße bekommt Stolper-Bordstein
Die Herbertstraße auf St. Pauli ist als Rotlicht-Meile berühmt. Aber wenige kennen die düstere Vergangenheit der Straße. Das will der Bezirk Hamburg-Mitte ändern. Die Bezirksversammlung hat am Donnerstag beschlossen, eine Art "Stolper-Bordstein" dort zu installieren.
Die Herbertstraße ist kaum mehr als 60 Meter lang. Seit Beginn der Bebauung im 19. Jahrhundert hat sie sich von einer kleinen Ansammlung mehrerer Prostitutionsstätten hin zu einem der bekanntesten Straßenstriche des Landes entwickelt. Die großen Stahlblenden vor den Zugängen der Straße sind ein beliebtes Fotomotiv. Was kaum jemand weiß: Sie wurden 1933 von den Nationalsozialisten aufgestellt.
Sexarbeiterinnen von Nazis verfolgt
Die Nazis verfolgten Sexarbeiterinnen als "weibliche asoziale Elemente". Prostitution und Striptease waren im Nationalsozialismus streng verboten. Auf St. Pauli ließen sich die Gesetze aber nicht wirklich durchsetzen und so wurden die Tore vor die Herbertstraße gesetzt, damit Passanten und Passantinnen nicht sahen, was offiziell verboten war.
Messingbordstein und QR-Codes sollen erinnern
Sicherheit für die Sexarbeiterinnen garantierte das aber nicht. Einige wurden für ihre Tätigkeit hinter den Sichtblenden interniert, starben in Konzentrationslagern oder wurden zwangssterilisiert. An ihr Schicksal soll künftig ein Messingbordstein erinnern - angelehnt an die bekannten "Stolpersteine". Außerdem sollen QR-Codes angebracht werden, mit denen die Besucherinnen uns Besucher mehr über die Schicksale der Frauen erfahren können. Die Initiative dazu kam von der St. Pauli Kirche und dem Verein Lebendiges Kulturerbe St. Pauli.
Heute bieten in der Herbertstraße nach Angaben des Berufsverbands für erotische und sexuelle Dienstleistungen etwa 250 Menschen Sex an.