Siebentausendster Stolperstein in Hamburg verlegt

Stand: 25.10.2023 21:54 Uhr

An der Binnenalster ist am Mittwoch der 7.000. Stolperstein in Hamburg verlegt worden. Die Steine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus, die deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

Harald Seeligmann war 13 Jahre lang Portier im Hotel "Vier Jahreszeiten". 1938 wurde er entlassen, weil er Jude war. Vier Jahre später ermordeten ihn die Nazis im KZ Neuengamme. Seit Mittwoch erinnert direkt vor dem Luxushotel ein Stolperstein an sein Schicksal. Weit mehr als 100.000 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig weltweit verlegt - in Hamburg 7.000 in den vergangenen 21 Jahren.

Veit: "In diesen Zeiten besonders wichtig"

"Die Stolpersteine sind eine große Bereicherung für unsere Erinnerungskultur", sagte Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft. "Und es ist in diesen Zeiten besonders wichtig zu sehen, dass das auch nie aufhören darf, dass wir gemeinsam stehen müssen gegen Antisemitismus, gegen Hass und Hetze. Daran erinnern diese Stolpersteine - jeder für sich und jeder erinnert auch an ein Schicksal."

Misstöne rund um Schweigeminute

Bei der Verlegung des Stolpersteins am Mittwoch gab es auch Misstöne. Am Ende der Zeremonie bat der Initiator der Stolpersteine in Hamburg, Peter Hess, für eine "Gedenkminute für die unschuldigen jüdischen und palästinensischen Opfer". Das kam nicht bei allen Teilnehmenden gut an. "Es ist völlig unangebracht, eines jüdischen Menschen zu gedenken, der hier ermordet wurde, weil er Jude war und im Anschluss eine Gedenkminute für jüdische und palästinensische Opfer der aktuellen Ereignisse einzulegen", sagte Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Kritik an der Schweigeminute kam auch von Landesrabbiner Shlomo Bistritzky.

Blumen liegen neben einem Stolperstein vor dem Hotel "Vier Jahreszeiten", der an Harald Seligmann erinnert. © Christian Charisius/dpa
AUDIO: Stolperstein vor dem Hotel "Vier Jahreszeiten" verlegt (1 Min)
Weitere Informationen
49 im Juni 2018 frisch verlegte "Stolpersteine" mit Rosen darauf im Hamburger Stadtteil Langenhorn. © dpa/picture alliance Foto: Ulrich Perrey

Stolpersteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus

Mit Stolpersteinen erinnert der Künstler Gunter Demnig an die NS-Opfer. Am Jahrestag der Pogromnacht, dem 9. November 1938, finden Putz-Aktionen statt. mehr

Brennende Synagoge in der Bergstraße in Hannover am 10. November 1938. © HAZ-Hauschild-Archiv, Historisches Museum Hannover. Foto: Wilhelm Hauschild

Reichspogromnacht: Angeordneter Nazi-Terror am 9. November 1938

Auf Geheiß der Nationalsozialisten brennen am 9. November 1938 auch in Norddeutschland etliche Synagogen und jüdische Geschäfte. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 25.10.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

NS-Zeit

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Polizeifahrzeuge stehen am Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus. © picture alliance / ABBFoto

Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Hamburger Weihnachtsmärkten

Politiker in Hamburg zeigen sich nach dem Anschlag in Magdeburg erschüttert. Die Polizei erhöht ihre Präsenz auf Weihnachtsmärkten in der Hansestadt. mehr