FAST-Methode: So erkennt ihr einen Schlaganfall
Am 29. Oktober ist "Weltschlaganfalltag". Beim Erkennen eines Schlaganfalls zählt jede Minute. Mit dem FAST-Test könnt ihr die Symptome schnell abchecken. Das kann Leben retten.
In Deutschland erleiden laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe pro Jahr fast 270.000 Menschen einen Schlaganfall - das sind umgerechnet mehr als 700 Fälle am Tag. Hinzu kommt: Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.
Betroffen sind oft Menschen, die über 50 Jahre alt sind. Die Wissenschaft schätzt aber, dass jährlich auch etwa 9.000 bis 14.000 Menschen unter 50 einen Schlaganfall erleiden. Ein Schlaganfall kann jeden treffen – nicht nur ältere, sondern auch junge Menschen.
In jedem Fall ist es überlebenswichtig, die Symptome eines Schlaganfalls bei Betroffenen schnell zu erkennen, um größere Folgeschäden zu verhindern.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Funktionsstörung des Gehirns. Durch eine Durchblutungsstörung werden Nervenzellen des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und fangen an abzusterben. Je länger diese Durchblutungsstörung andauert, desto mehr Gehirnzellen werden unwiederbringlich zerstört. Da der Schaden laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nach einer bestimmten Zeit nicht mehr reparierbar ist, ist es wichtig, die Symptome schnell zu erkennen und den Notruf zu wählen.
Der Schlaganfall ist ein plötzlicher Sauerstoffmangel im Gehirn. Tobi Schlegl, Notfallsanitäter
Anatomisch werden bei einem Schlaganfall zwei Formen unterschieden, erklärt Notfallsanitäter Tobi Schlegl im N-JOY Interview:
1. Hirninfarkt: Die häufigste Form ist laut Tobi Schlegl der ischämische Schlaganfall. Dabei ist ein Blutgefäß, das zum Gehirn führt, verstopft - zum Beispiel durch ein Blutgerinnsel. Die Folge: Hirnzellen werden nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt und können so sehr schnell absterben.
2. Hirnblutung: Beim hämorrhagischen Schlaganfall platzt ein Blutgefäß. "Es gibt eine konkrete Blutung im Gehirn, dadurch entsteht Druck, Hirnzellen werden nicht ausreichend mit Blut und deshalb auch nicht mit Sauerstoff versorgt", erklärt Tobi Schlegl.
Was ist ein "kleiner" Schlaganfall?
Neben dieser Unterscheidung gibt es auch noch den "kleinen" Schlaganfall. Diese sogenannte Transitorisch Ischämische Attacke, kurz TIA, weist laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe die gleichen plötzlichen Symptome auf wie ein richtiger Schlaganfall.
Die Symptome würden sich hier innerhalb weniger Minuten wieder zurückbilden. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe betont allerdings: "Auch bei einer TIA handelt es sich um einen Notfall!" Sie könne ein Vorbote für einen vollendeten Schlaganfall sein.
Welche Symptome gibt es bei einem Schlaganfall?
Die häufigsten Symptome sind laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe plötzlich auftretende Seh-, Sprach- und Verständnisstörungen. Auch Lähmungen und Taubheitsgefühle sowie Schwindel mit Unsicherheiten beim Gehen können dazu zählen.
Ein plötzlicher heftiger Kopfschmerz könne ebenso ein Symptom sein, so Notfallsanitäter Tobi Schlegl. Generell solltet ihr bei allen Auffälligkeiten, die der sogenannte FAST-Test ergibt, handeln.
FAST-Methode: So erkennt ihr einen Schlaganfall
Die erste Zeit nach einem Schlaganfall entscheidet laut Expertinnen und Experten darüber, wie groß die Zellschäden im Gehirn sind. Daher zählt jede Minute. Mit dem FAST-Test lässt sich der Verdacht auf einen Schlaganfall innerhalb kürzester Zeit überprüfen:
F = Face (Gesicht)
- Bittet die betroffene Person zu lächeln und Zähne zu zeigen. Hängt ein Mundwinkel herab, ist das ein Alarmsignal.
A = Arms (Arme)
- Bittet die betroffene Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Wenn ein Arm schnell nach unten geht oder gar nicht gehoben werden kann, kann das ein Anzeichen für eine mögliche plötzliche Halbseitenlähmung sein - und damit auch ein Alarmsignal für einen Schlaganfall.
S = Speech (Sprache)
- Lasst die betroffene Person einen einfachen Satz nachsprechen. Spricht sie plötzlich anders? Ist die Sprache verwaschen und ihr versteht die Person gar nicht mehr richtig? Dann liegt eine Sprachstörung vor und damit ein Anzeichen für einen Schlaganfall.
T = Time (Zeit)
- "Zeit ist Hirn", betont Tobi Schlegl, "je länger man wartet, desto mehr Hirnzellen können absterben." Daher: Wenn nur eines der Symptome zutrifft, ruft unbedingt die 112 an, denn die Patientin oder der Patient muss so schnell wie möglich in die Notaufnahme. Es gibt nämlich nur ein bestimmtes Zeitfenster, in dem man die Gefäße von der Verstopfung wieder befreien kann. Ist dieses Zeitfenster rum, kann es zu bleibenden Schäden kommen.
Bis der Rettungsdienst eintrifft, solltet ihr laut Tobi Schlegl bei der Lagerung der Person darauf achten, dass der Oberkörper leicht erhöht ist, um den Druck im Gehirn und den generellen Blutdruck nicht noch zu verstärken. Der Notfallsanitäter empfiehlt daher, nicht die Beine hochzulegen, sondern die Person einfach auf einen Stuhl zu setzen.
Die FAST-Test-App
Wenn ihr euch den FAST-Test nicht gut merken könnt, kann euch auch die FAST-Test-App der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe helfen.
Mit drei einfachen Fragen zu den häufigsten Schlaganfall-Symptomen könnt ihr einen Verdacht überprüfen. Punkt für Punkt werdet ihr durch den Test geführt, könnt euch die Hinweise auch vorlesen lassen und am Ende aus der App heraus direkt den Notruf 112 wählen.
Begünstigende Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Einige Faktoren begünstigen laut Experten das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Dazu zählen Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen. Auch übermäßiger Alkoholkonsum, starkes Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko eines Schlaganfalls.
Viel Stress oder gerinnungshemmende Medikamente, wie zum Beispiel die Anti-Baby-Pille, können - unter bestimmten Bedingungen oder in Verbindung mit anderen Risikofaktoren - ebenfalls zu einem Schlaganfall führen.
Mit dem Alter nimmt das Schlaganfall-Risiko übrigens zu. "Als Faustregel gilt: Das Schlaganfall-Risiko verdoppelt sich ab dem 50. Lebensjahr jedes Jahrzehnt", schreibt die Stiftung für Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Es sei jedoch keine reine "Alterskrankheit", denn auch junge Menschen und Kinder können betroffen sein.