"Raunächte": Von Geistern in der Wäsche und Abschied vom alten Jahr
Die Zeit zwischen Weihnachten und dem 6. Januar wird oft "Rauhnächte" genannt. Das hängt mit dem Mond- und dem Sonnenkalender zusammen. Viele Traditionen und Bräuche ranken sich um die "Rauhnächte".
In Schortens im Landkreis Friesland gibt es eine alte Tradition - Beiern. Sie sieht so aus: Fünf tapfere Männer klettern in den Kirchturm und schlagen die tonnenschweren Glocken von Hand. Grund sind die sogenannten zwölf Rauhnächte. Diese beginnen mit Heiligabend und erreichen ihre Mitte Silvester. Und an genau diesen beiden Tagen läuten die Männer die Glocken bis zu einer Stunde lang. Das war vor hundert Jahren noch an vielen Orten im ländlichen Raum üblich.
Raunächte haben mit Mond- und Sonnenkalender zu tun
Dies ist nur eine Tradition der sogenannten Rauhnächte. Diese haben mit Mond und Sonne zu tun, genauer mit dem Mondkalender und dem Sonnenkalender. Das Mondjahr hat nur 354 Tagen und ist damit kürzer als das Sonnenjahr mit 365 Tagen. Dem Mondkalender fehlen elf Tage oder zwölf Nächte bis zum astronomisch korrekten Sonnenumlauf.
In dieser "zeitlosen Zeit" schienen die Naturgesetze außer Kraft gesetzt. So stellte man sich früher vor, dass in dieser Zeit Geister ihr Unwesen trieben. Diese galt es zu verjagen, zum Beispiel mit lauten Kirchenglocken. Darum knallen und böllern wir noch heute in der Silvesternacht. Aber es gibt noch andere Traditionen: das Haus aufräumen, sich ruhig verhalten, keine Wäsche aufhängen, damit Geister sich darin nicht verfangen, oder das Räuchern der Häuser im Mittelalter mit Wacholder oder Weihrauch. Wohl daher stammt der Name Rauhnächte, die übrigens von den Nationalsozialisten sehr propagiert wurden.
Segen zum Jahreswechsel in den Gottesdiensten
In den Kirchen spielen diese Vorstellungen keine Rolle. Zum Jahresende suchen viele Menschen etwas anderes in den oft sehr gut besuchten Gottesdiensten: Sie nehmen mit Musik und Gebet Abschied vom alten Jahr. Und sie hören in der Predigt auch manchen Rückblick. Ebenso wichtig ist der Segen am Ende des Gottesdienstes am Silvesterabend, denn der führt nicht nur in eine neue Woche, sondern in neues Jahr. Und vielleicht steht auch dahinter die Ahnung: Es ist gut, im Jahreswechsel nicht allein zu sein und sich von einer großen Kraft tragen zu lassen.