"Winterkirche" - Jesus ist auch in einer Cafeteria unter uns
Energie ist in diesem Winter knapp und teuer. Alle müssen sparen, auch die St. Pauli Kirche. Diese Woche hat sich herumgesprochen, dass wir von Januar bis März eine "Winterkirche" einrichten.
Das bedeutet, dass unsere Kirche nicht hochgeheizt wird, und der Sonntagsgottesdienst in der benachbarten Schule stattfindet. Wenige Schritte von unserer Kirche entfernt gibt es eine Cafeteria der Schule, die sogar Elbblick bietet. Die Restwärme des Schulbetriebs reicht, damit wir dort Gottesdienst feiern können und keiner frieren muss.
Kein bestimmter Raum ist Voraussetzung für Gottesdienste
Die Idee der Winterkirche ist gar nicht so neu. Vor allem in Mecklenburg und Pommern gibt es viele Kirchen, die gar nicht geheizt werden können. Dort werden schon seit Generationen Winterkirchen abgehalten, etwa in Gemeindehäusern. Dennoch merke ich, dass viele Gemeindemitglieder sich noch unsicher sind, wie das wohl werden wird. Neulich wurde ich gefragt, ob man das denn so einfach machen könne, einen Gottesdienst in einer Cafeteria abhalten. Das sei doch gar kein gesegneter Raum dafür. Als evangelische Christen haben wir dazu eine Haltung: Nicht ein bestimmter Raum ist Voraussetzung für einen Gottesdienst, sondern dass Menschen sich im Namen Gottes versammeln.
Ich liebe alte Kirchen. Es ist schön, dass wir diese würdigen Räume haben. Aber ich feiere auch gerne Gottesdienst unter freiem Himmel, etwa eine Taufe am Elbstrand. Oder im Kreis der Familie am Bett eines Sterbenden. Oder eben ein Abendmahl in der Cafeteria einer Schule. Jesus hat einmal zugesagt: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Im Vertrauen auf diese Zusage können wir uns auch auf eine Winterkirche ab Januar einlassen.
In der Ukraine beten die Menschen einfach weiter
Was ich gut daran finde: Wir kommen als Gemeinde aus unserer Bequemzone heraus in Bewegung. Welch Wohlstand, in dem wir leben, dass wir selbst entscheiden können, wo und wie wir einsparen in diesem Winter. In der Ukraine fällt einfach Strom und Heizung aus und die Menschen beten weiter - in der Kälte. Das macht mich nachdenklich.