Ein Mann, der ein Kreuz als Anhänger trägt, hat seine Hände gefaltet. © Pixabay

Weltsynode der katholischen Kirche vermeidet die Frauenfrage

Stand: 26.11.2024 10:30 Uhr

Ende Oktober hat die Weltsynode der katholischen Kirche ihr Abschlussdokument veröffentlicht. Darin heißt es: Was vom Heiligen Geist kommt, kann nicht aufgehalten werden. Gilt das auch, wenn dieser Geist durch Frauen wirkt?

von Andreas Brauns

Im Prinzip schon, denn viele Bereiche des kirchlichen Lebens werden vor allem von Frauen gestaltet. Wenn es zum Beispiel darum geht, Kinder auf die Erstkommunion vorzubereiten, dann sind es die Mütter, die mit den Mädchen und Jungen den Weg gehen. Das wäre unmöglich, wenn die Frauen nicht als Getaufte geistbegabt wären. Und wenn es darum geht, Not wahrzunehmen und zu handeln, dann sind es meist Frauen, die anpacken, nicht nur wenn sie als Mitarbeiterinnen der Caritas unterwegs sind. Frauen leiten heute Gemeinden, sie leiten Beerdigungen, alles das war früher unvorstellbar. Manche sagen: Erst war da die Lücke bei den Katholiken, dann kam die Frau!

"Die Tradition stärker als alles Wehen eines Geistes"

Viele Frauen vertrauen darauf, dass Gottes Geist mit ihnen ist, wenn sie sich Menschen zuwenden. Geht es um die klassische Rolle der Frau in der Kirche, dann sind sogar die Männer davon überzeugt. Wenn es um das heiße Eisen der katholischen Tradition geht, also die Weihe, dann ist offenbar die Tradition stärker als alles Wehen eines Geistes, der die Kirche auf neue Wege führen könnte. Und so wurde bei der Weltsynode der katholischen Kirche in Rom alles versucht, um die Frauenfrage nicht zu bearbeiten. Vielmehr ist eine Abteilung im Vatikan damit beauftragt, "neue Möglichkeiten für Dienste zu ergründen, die Frauen übertragen werden können." Immer wieder heißt es: Die Tür zum Diakonat der Frauen sei nicht geschlossen, doch jetzt sei es nicht an der Zeit, diese Frage zu entscheiden.

Ist die Angst der Männer wirklich so mächtig?

Unumstritten ist im kirchlichen Denken, dass Frauen und Männern durch die Taufe die gleiche Würde zukommt. Doch diese Gleichheit endet, wenn es darum geht, Begabungen gleichranging anzuerkennen, ebenso Berufungen und die Rolle in der Kirche. Was - außer der Tradition - spricht dagegen, dass Frauen Führungsrollen in der katholischen Kirche übernehmen? Ist die Angst der Männer vor dem freien Wirken des Geistes Gottes wirklich so mächtig, dass sie ihn daran hindern zu wirken?

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Ein Mann, der ein Kreuz als Anhänger trägt, hat seine Hände gefaltet. © Pixabay

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Kirche im NDR | 16.11.2024 | 09:15 Uhr

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