Welt-Aids-Tag - Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung
1988 wurde der Welt-Aids-Tag ins Leben gerufen. Seitdem findet er jährlich am 1. Dezember statt und bekräftigt die Rechte HIV-positiver Menschen. In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Let Communities Lead".
Mitte der 80er-Jahre habe ich Zivildienst gemacht, auf einem therapeutischen Hof. Dort sollten Menschen von ihren Süchten geheilt werden. Wir lebten in einem kleinen Dorf und arbeiteten in der Landwirtschaft, weit weg von den Versuchungen der Großstadt. Irgendwann hörte ich von einer Krankheit aus New York, die tödlich verläuft. Die Angst vor Aids kam auch in unserem Dorf an. Und das Misstrauen zog ein gegen unseren Hof und seine Patientinnen und Patienten.
Nach Ausgrenzung durch Aids entstanden neue Communitys
Drogenkonsum und die Infektion mit HIV ging doch einher, sagte man. Plötzlich wurden uns keine Hände mehr gereicht - aus Angst, sich anzustecken. Damals habe ich viele Menschen an den Folgen von Aids sterben sehen. Es wurde von der "Schwulenseuche" gesprochen. Schwule Söhne wurden von ihren Familien verstoßen. Die Krankheit hat viele einsam gemacht. Gegen diese Ausgrenzung haben sich aber auch Menschen zusammengetan, als "Community". Eine Gemeinschaft in Solidarität mit Infizierten. Familien ganz anderer Art bildeten sich, Freundschaften, Wahlverwandtschaften.
Welt-Aids-Tag - Gedenken an Tote und Erkrankte
Seit 35 Jahren findet jedes Jahr am 1. Dezember der Welt-Aids-Tag statt. Das Symbol dafür ist die rote Schleife. An diesem Tag gedenken wir der Toten und wir sind alle aufgerufen zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung. Aids ist immer noch unheilbar, aber es gibt inzwischen gute Medikamente. Was aber nicht zum Leichtsinn verführen sollte. Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit HIV. Noch lange nicht alle haben Zugang zu diesen Medikamenten, viele Betroffene werden diskriminiert.
Kirchliche Aids-Seelsorge als Hoffnungsgemeinschaft
In diesem Jahr steht der Welt-Aids-Tag international unter dem Motto "Let Communities Lead", auf Deutsch etwa: "Lasst die Gemeinschaften führen". Starke Gemeinschaft war für mich in den Aids-Gottesdiensten spürbar, an die ich gerne zurückdenke. Seit fast 30 Jahren gibt es kirchliche Aids-Seelsorge. Für mich ist das eine glaubwürdige Hoffnungsgemeinschaft, in die Jesus von Nazareth eingeladen hat. Er, der den Aussätzigen seiner Zeit und denen, die im Abseits standen, die Hand reichte. Ich glaube: Gemeinschaft kann heilen.