Eine Frau steht vor einer Wand und umarmt sich selbst. © picture alliance / Westend61 Foto: Yuliia Blazhuk

Trotz Wunden und Narben: Heilung öffnet Lebensmöglichkeiten

Stand: 02.10.2024 12:00 Uhr

Auch negative Erfahrungen machen einen Menschen aus - und prägen ihn. Das heißt: Heilung öffnet auch neue Chancen - mit all den Wunden und Narben, die ein Mensch mit sich trägt.

von Kirchenredakteur Klaus Böllert

Es gibt viele Heilungsgeschichten von Jesus. Alle haben ihren eigenen besonderen Dreh, eine Aussage über das reine Heilungsgeschehen hinaus. Mal geht es auch um die Regeln des Sabbat, wenn Jesus bewusst an diesem Ruhetag heilt. Mal geht es um Teilhabe an der Gemeinschaft, wenn Jesus die als unrein geltende Frau mit Blutfluss heilt.

In einer Geschichte geht es darum, dass Leid nicht einfach ungeschehen gemacht werden kann und soll. Da heilt Jesus einen gelähmten Mann, der auf einer Trage liegt und immer warten muss, bis sich freundliche Menschen bereitfinden, ihn zum Wasser zu tragen. Jesus heilt ihn und sagt: steh auf, nimm deine Trage und geh.

Nimm deine Trage. Für mich heißt das: Gelähmt sein bleibt Teil deiner Geschichte, diese Erfahrung bleibt auch Teil deiner Identität. Und das ist gut so. Was, wenn das Leid einer überwundenen Krankheit wie weggeblasen wäre? Nichts gelernt, wäre dann die Folge. Was, wenn der Schmerz über den Tod eines lieben Menschen gänzlich vergeht? Damit würde doch auch die liebende Erinnerung verblassen.

Auch schlimme Erfahrungen machen den Menschen aus, der ich heute bin. Heilung öffnet Lebensmöglichkeiten - mit den Wunden und Narben, die ich mit mir trage.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 03.10.2024 | 10:40 Uhr

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