Der Seenotrettungskreuzer "Berlin" unterwegs auf der Ostsee. © Die Seenotretter - DGzRS Foto: Peter Neumann, ypscollection.de

Seenotrettung ist ein Zeichen der Nächstenliebe

Stand: 27.07.2023 16:40 Uhr

Die Seenotretter sind zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Jahr für Jahr fahren sie mehr als 2.000 Einsätze. Am 30. Juli öffnen die Stationen ihre Türen für Besucher.

von Julia Heyde de López

Sie fahren raus, wenn andere reinkommen: die Seenotretter. Seit mehr als 150 Jahren fahren die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ihre Einsätze – auch bei Sturm, auch bei schlechter Sicht. Suchen und Retten, das ist ihre Mission. Michael Müller aus Kiel war viele Jahre Vormann auf der Station Laboe. Am Telefon erzählt er mir von der "Berlin", dem 28 Meter-Seenotrettungskreuzer, auf dem er mitfuhr: "Bei diesem Schiff ist das so, dass vier Mann ständig an Bord sind. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden rund um die Uhr. Das heißt, auf diesem Schiff findet das ganze Leben statt. Wir haben unsere Mahlzeiten zusammen, und wir schlafen auch an Bord. Kochen, Saubermachen, das findet alles auf diesem Schiff statt."

Die Crew auf so einem Rettungsschiff muss gut aufeinander eingespielt sein. Vertrauen ist wichtig, gerade wenn ein Einsatz gefährlich ist. "Es gab nie Geschrei bei uns an Bord", erinnert sich Michael Müller. Jeder habe gewusst, wie der andere tickt, was der andere kann und was seine Stärke ist. "Bei uns war das so: durch Augenkontakt oder Handzeichen wusste der andere sofort, was man meinte." Um dahin zu kommen, sei es ein weiter Weg, so der Seenotretter. Aber das sei der Lauf der Zeit, wo man zusammen gearbeitet und viele Einsätze miteinander verbracht habe.

Sturm lehrt Demut

In all den Jahren als Seenotretter hatte Michael Müller zwar nie Angst, aber doch Respekt vor der Kraft der Naturgewalten. Sturm lehrt Demut, sagt man. Doch auch wenn das Wetter gut ist, sind Vorsichtsmaßnahmen für Wassersportler am Meer wichtig. "Es ist gut, wenn die Leute Rettungswesten an Bord tragen, wenn die Leute sich übers Wetter schlau machen, bevor sie losfahren. Und Kitesurfer, andere Surfer, dass die ihr Material beschriften mit Telefonnummer, mit ihrem Namen, dass wir anrufen können, dieser Mensch ist in Sicherheit..."

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger öffnet am 30. Juli ihre Stationen an Nord- und Ostsee für Besucher. Am "Tag der Seenotretter" haben Interessierte vor Ort die Möglichkeit, mit den Besatzungen der Rettungskreuzer ins Gespräch zu kommen und sich darüber zu informieren, wie die Arbeit eigentlich aussieht, erläutert Michael Müller.

Für mich ist und bleibt die Seenotrettung immer ein besonderer Beweis der Nächstenliebe.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 | 30.07.2023 | 09:12 Uhr

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