Sarah Benz © Sarah Benz
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AUDIO: Gott und die Welt mit Sarah Benz (4 Min)

Sarah Benz: "Bediene mich öfter bei Bonhoeffers guten Mächten"

Stand: 01.06.2024 08:25 Uhr

Sarah Benz ist Sozialarbeiterin, Notfallseelsorgerin und Bestatterin. Zusammen mit Katrin Trommler ist sie Autorin von Sarggeschichten, einer Filmreihe und dem dazugehörigen Buch. Benz wirbt darum, selbstbestimmt Abschied nehmen zu können.

Menschen müssen die Möglichkeit haben, ihren verstorbenen Menschen vielleicht zu waschen, anzuziehen, in den Sarg zu legen, nochmal zu streicheln, einfach spüren mit allen Sinnen, dass sich da was verändert hat.  Welche Rolle spielen Glaubenssätze und religiöse Bindung, wenn wir in Kontakt kommen mit dem Tod? 

Sarah Benz: Ich denke, Glaubenssätze geben uns immer Sicherheit, die verorten uns irgendwo, die können uns bisweilen auch einengen, wenn wir das nicht mehr ganz so spüren. Ich glaube, dass alle Menschen so ein Bedürfnis danach haben, gerade in so einer Situation Halt zu finden - wo auch immer. Dieses Bedürfnis nehme ich bei allen Menschen wahr und dann geht es eben darum zu gucken, welches sind die. 

In ihrem Buch zählen sie bei den vielen Angeboten, die es gibt, wenn man in Kontakt kommt mit Sterben und Tod, auch christliche Rituale auf. Welche Rolle spielen die für sie? 

Benz: Ich bestatte in Berlin, da sind sie nicht so ganz wichtig, nicht so wichtig wie vielleicht in Bayern. Aber das kommt immer mal wieder vor. Wenn es eine christliche Trauerfeier ist, dann ist das wunderbar, dann passt das. Die Herausforderung ist eher zu gucken, was ist, wenn das nicht mehr der Fall ist. Ich habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die mit mit Gott nichts mehr anfangen können oder die gar nichts mit dem Christentum zu tun haben, sich aber trotzdem manchmal einen Segen wünschen. Und das finde ich interessant, also da gibt es schon ein Bedürfnis, und dann geht es eben darum zu gucken, wie kann man das machen. Ich bediene mich da öfter bei Bonhoeffers guten Mächten - von guten Mächten wunderbar geboren. Sorgen, ich glaube, das kennen auch viele. Das wird ja auch oft gesungen und von diese guten Mächte, das finde ich, hat so was schön Umarmendes, die einen so ja geborgen halten und das wünschen wir ja unseren Toten, dass sie irgendwo geborgen sind - wo auch immer. Und das wünschen wir ja auch uns, wenn wir wieder in den Alltag gehen und weiterleben müssen mit diesem Verlust. 

Sie haben ja rund um die Uhr mit dem Thema Sterben und Tod zu tun. Wie gehen Sie damit um, was ist Ihre Hoffnung und ihr Trost? 

Benz: Ähnlich trösted ist tatsächlich sehr die Liebe, die ich immer wieder sehen darf, also die Liebe zwischen den Menschen, die zurückbleiben, aber auch die Liebe zwischen den Menschen und denen, die gestorben sind, und dass da was bleibt über den Tod hinaus, und das finde ich total hoffnungsvoll.

Das ist natürlich etwas, was in den Menschen bleibt. Würden Sie auch sagen, dass es etwas darüber hinaus gibt, also haben sie eine Form von Gottesvorstellung? 

Benz: Ja, ja, ich denke schon. Also ich glaube, dass es diese Verbindung ist. Wenn wir jetzt von einer Gottesvorstellung ausgehen, wenn Gott überall ist und wir alle in Gott sind, dann ist ja auch genau das, was uns Menschen verbindet, diese Beziehung, und die kann uns untereinander ja auch verbinden, und das ist eine große Hoffnung, dass sie das vielleicht mal wieder ein bisschen mehr tut, als es jetzt manchmal der Fall ist. 

 Das Interview führte Susanne Richter. Redaktion: NDR

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Gott und die Welt - der Podcast | 01.06.2024 | 08:25 Uhr

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