Kolumne: "Weihnachtstriggern"
Was schenken wir? Was essen wir? Wer kommt alles? Die Zeitungen sind voll von Tipps, wie Menschen Konflikten an Weihnachten aus dem Weg gehen können. Doch wunde Punkte gab es auch schon zu Jesu Zeiten.
Woher weiß sie so genau, an welcher Stelle sie drücken muss? Meine Physiotherapeutin hat in Nullkommanix raus, wo die Triggerpunkte in meiner Schulter sitzen. Das zwiebelt erst mal gewaltig unter der Haut und dann, langsam, und von Behandlung zu Behandlung geht es mir immer besser.
"Das hat mich getriggert", höre ich ab und zu, wenn in Gesprächen ein wunder Punkt angesprochen wurde. Da sitzt was, das mich kränkt, ärgert, ausbremst. Triggern kommt aus dem Englischen und heißt so viel wie "auslösen", "einschalten" - oder eben auch "reizen".
Weihnachtsfest und Friedensbotschaft wecken Erwartungen
Jetzt, so kurz vor Weihnachten, bemerke ich auch bei manchen Menschen eine gewisse Gereiztheit. Weihnachten scheint irgendwie auch ein "Triggerpunkt" zu sein. Die Zeitungen sind voll von Tipps, wie man Konflikten an den Feiertagen aus dem Weg geht. Das Fest und die Botschaft vom Frieden auf Erden wecken hohe Erwartungen, als ob von jetzt auf nachher alles gut würde.
Auch Jesus ging Konflikten nicht aus dem Weg
Aber wenn ich genauer hinschaue, war das ganz am Anfang auch nicht harmonisch. Der neugeborene Jesus wird verfolgt, muss mit seinen Eltern fliehen. Der erwachsene Jesus predigt und prangert an, was nicht in Ordnung ist, geht Konflikten nicht aus dem Weg, spricht wunde Punkte an, damit es besser wird. Aber etwas ist doch anders als vorher. Mit seiner Geburt erfahren die Menschen, dass Gott mit ihnen ist, dass es Hoffnung gibt. Auch in den Konflikten, die wir auszustehen haben.
Begriff "triggern" kann auch schöne Erinnerungen auslösen
Die Vorstellung, dass einmal überall Frieden sein wird, die tröstet mich. Das Wort triggern kann übrigens auch eine positive Bedeutung haben - es löst zum Beispiel auch schöne Erinnerungen aus. Meine Hoffnung ist, dass wir ein friedliches Weihnachtsfest erleben und spüren, dass Gott mit uns ist.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.