Kolumne: "Vom Kirchenchor zu den Oscars"
Kein deutscher Film hat bei den Oscars bisher besser abgeschnitten als "Im Westen nichts Neues" von Edward Berger aus Wolfsburg. In vier Kategorien gab es Auszeichnungen - unter anderem als bester internationaler Film und für die beste Musik von Hauschka.
In dieser Woche hieß es wieder "And the Oscar goes to …" Und viermal wurde der Satz dann beendet mit "… All quiet on the Western Front". "Im Westen nichts Neues" ist so erfolgreich wie kein anderer deutscher Film zuvor. In der Kategorie "Beste Filmmusik" hat Volker Bertelmann, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Hauschka, die goldene Statue überreicht bekommen und sich damit unter anderem gegen Giganten wie John Williams durchgesetzt.
"Im Westen nichts Neues" ist nah an der Realität von heute
Ich kenne einige, die haben den Film nach kurzer Zeit abgebrochen. Zu nah ist er an der Realität von heute dran. Wir sehen junge Männer, fast noch Kinder, die es gar nicht abwarten können, in den Krieg zu ziehen. Schließlich gilt es, Heldentaten zu vollbringen. "Für Gott und Vaterland" ziehen sie dem Feind entgegen. Doch schnell wird klar: Die Front ist kein Ort für Heldentaten. Hier hocken die Männer im Matsch und frieren in der Kälte oder sie werden Opfer von neuen Waffen wie dem Panzer, dem Maschinengewehr, dem Flammenwerfer oder dem tückischen Giftgas.
Volker Bertelmann berührt vom Klavierabend in der Kirche
Die Filmmusik macht diese hoffnungslose Lage von Beginn an klar. Immer wieder hört man eine Abfolge von drei Tönen, die den Tod ankündigt. Geradezu hypnotisch zieht die Musik den Zuschauer in ihren Bann und lässt ihn nicht mehr los.
Für Volker Bertelmann ist mit dem Gewinn des Oscars ein Traum wahr geworden. Ein Traum, der bei einem Klavierabend in einer Kirche im Siegerland seinen Anfang genommen hat. Für Bertelmann als Kind "eine ganz tiefe Berührung, fast ein Erweckungserlebnis", schilderte er 2017 in der Wochenzeitung "Unsere Kirche". Und so hat er bald im Kirchenchor gesungen, im Blockflötenkreis gespielt und das Klavierspiel erlernt. Beim Klavier ist er geblieben. Doch heute legt Hauschka gern Gegenstände auf die Klaviersaiten und verfremdet damit ihren Klang. Und auch sein Glaube hat sich weiterentwickelt: "Am Ende zählt für mich nicht, ob jemand Christ, Buddhist oder Moslem ist, sondern, wie er lebt und was er tut", sagt Volker Bertelmann.
Vom Kirchenchor zu den Oscars. Eine faszinierende Geschichte wie sie wohl nur Hollywood schreibt - oder einfach das Leben.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.