Kolumne: "Ist doch nur Technik?"
Das neue Sprachprogramm ChatGPT baut auf künstliche Intelligenz auf - und kann verblüffende Ergebnisse erzielen. Der Chatbot schreibt Texte, hilft bei Hausaufgaben und Referaten. Ist die Software nun mehr Segen oder Fluch?
Googeln - die weitverbreitete und beliebte Internetsuche - das war gestern. Jetzt kommt ChatGPT. So heißt ein neues Computerprogramm, das nach seinem Erscheinen Ende letzten Jahres schon Millionen Nutzer erreicht hat. ChatGPT ist eine künstliche Intelligenz, die nicht nur auf jede erdenkliche Frage eine Antwort weiß, nein, sie formuliert sie sogar in ordentlicher Syntax. Klassische Schulhausaufgaben: "Schreib eine Din-A4-Seite über die größten Bedrohungen durch den Klimawandel", erledigt das Programm in weniger als einer Minute. 13 Punkte vom Lehrer garantiert. Medizinische, wirtschaftliche, theologische Abhandlungen schreiben, kein Problem für das neue Programm.
ChatGPT hat trotz KI keine göttlichen Züge
Ein sonderbares Gefühl, wenn auf dem Bildschirm wie von Geisterhand auf meine Frage ein sinnvoller Antworttext entsteht. Es ist doch nur irgendwie Technik, sagt mein Verstand. Doch das Gefühl sagt: Da ist ein Gegenüber, das dich versteht und auf eine Frage adäquat antwortet. Es ist diese neue direkte Art der Kommunikation mit dem Programm, das ihm unheimlich menschliche Züge verleiht. Oder vielleicht sogar - in Anbetracht seiner umfassenden Wissenfülle - sogar göttliche Züge? Ich zögere. Aber dann frage ich doch einfach mal nach: "ChatGPT", schreibe ich, "hast Du göttliche Züge?" "Nein," kommt prompt die Antwort, "ich bin nicht in der Lage, göttliches Wissen zu haben, da Gott ein übernatürliches Wesen ist und ich nur ein Produkt der menschlichen Technologie."
Chatbot kann unkontrolliert großen Schaden anrichten
Wohin wird uns die Entwicklung der künstlichen Intelligenz noch führen? Werden wir besser, menschlicher, informierter durch die neuen Instrumente? Helfen sie uns, globale Probleme, wie Klima, Armut und Krieg zu lösen? Oder wird die neue Supermacht Künstliche Intelligenz in den Händen weniger konzentriert sein und Missbrauch und Geldgier befördern? Es gehört wenig Fantasie dazu, sich vorzustellen, was für eine unfassbar gefährliche Machtfülle bei denen liegt, die die Algorithmen dieser Maschine kontrollieren. Und es beruhigt mich keinesfalls, dass ChatGPT auf die Frage nach ihrem Missbrauch lapidar selbstkritisch antwortet: "Wenn ich unzureichend kontrolliert oder überwacht werde, kann ich großen Schaden anrichten." Wie wahr. Sind wir Menschen klug genug, das zu verhindern?
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Regelmäßig vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.