Pastor und Arche-Gründer Bernd Siggelkow. © Die Arche

Bernd Siggelkow: "Wir haben viele Kinder auf den richtigen Weg gebracht"

Stand: 22.07.2024 13:57 Uhr

Christliche Werte zu leben und sie auch vorzuleben - diese Ziel verfolgt Bernd Siggelkow und sein Team. Er ist Gründer und Vorstand des christlichen Kinder- und Jugendwerks "Die Arche". Nächstenliebe spielt die größere Rolle als die soziale oder kulturelle Herkunft.

Bernd Siggelkow: Wir versuchen natürlich, das auszugleichen, was in der Gesellschaft häufig nicht wahrgenommen wird und was in Familien, vielen Familien verloren geht: Wenn nämlich Existenzkampf wichtiger ist oder wichtiger wird als das Wohl der Kinder, die es in unserer Gesellschaft immer schwieriger haben, braucht es Beziehungspartner zusätzlich zur Familie.

Die Arche ist ein christliches Kinder- und Jugendhilfswerk - was bedeutet das, worin zeigt sich das?

Siggelkow: Erstmal erwarte ich von meinen Mitarbeitern, dass sie die Kinder und die Menschen, die zu uns kommen, mit den Augen Gottes sehen - tolerant, liebevoll. Nächstenliebe spielt die größere Rolle als die soziale oder kulturelle Herkunft und wir dann versuchen, die christlichen Werte zu leben und ihnen zu zeigen und nicht in erster Linie nur darüber zu quatschen. Denn reden kann jeder. Ganz praktisch werden und zeigen: Ich geh mit dir auch mal den weiteren Weg, ich kümmere mich um die Anliegen, um die sich vielleicht niemand kümmert, jeder Mensch hat das Recht, dass jemand da ist, der ihm zuhört und ihm sein Herz zeigt.

Zusammen mit Wolfgang Büscher haben Sie das Buch "Das Verbrechen an unseren Kindern. Warum junge Menschen scheitern und was wir dagegen tun müssen" geschrieben. Darin zeigen Sie, dass der Staat sich immer mehr raus zieht aus der eigenen Verantwortung und sich nicht ausreichend um die junge Generation kümmert. Können Sie das ein bisschen genauer erklären?

Siggelkow: Es gibt ein afrikanisches Sprichwort, das sagt: "Zur Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf" und wir brauchen Politik und wir brauchen Rahmenbedingungen. Wir brauchen Gesellschaft, die auf der einen Seite kinderfreundlich ist und wir brauchen Rahmenbedingungen, die unseren Kindern hilft, nicht arm zu sein und nicht Bildung zu bekommen, weil ihre Eltern genug Geld haben.

Was passiert aus Ihrer Sicht oder was wird passieren, wenn sich daran nichts ändert?

Siggelkow: Im Jahr 2003 habe ich ein großes Tagesspiegel-Interview in Berlin gegeben und habe mal so ein bisschen prognostiziert als Pastor - nicht eine Vision zu geben, sondern was passieren wird, wenn wir nicht die Sache unterbrechen. Und ich hab davon gesprochen, dass wir Security an den Schulen haben werden. Es wird Verwahrlosung auftreten, die werden wir aufdecken und all das ist passiert, wir haben immer mehr Schulen, die Security haben, weil die Schüler immer mehr gewalttätig werden, weil sie keine Perspektive haben.

Würden sie sagen, dass dann die Mitarbeitenden in der Arche eine Art Ersatzvater oder Ersatzmutter sind?

Siggelkow: Unsere Aufgabe in den letzten Jahren war, Biografien zu verändern und wir haben Hunderte, vielleicht sogar Tausende Biografien verändert, weil wir eben Vorbilder sind. Der große Unterschied zwischen vielen sozialen Einrichtungen und der Arche ist: Wir bleiben dran, wir arbeiten mit den gleichen Mitarbeitern über viele Jahre am gleichen Kind. Die erste Frage, die jeder neue Mitarbeitende gestellt bekommt - bei den 10.000 Kindern in Deutschland, die haben sich nicht abgesprochen, aber sie fragen die gleiche Frage: 'Wie lange bleibst Du?' Und sie merken natürlich, je länger ein Mitarbeiter bleibt, umso wichtiger bin ich und dann ist das mein Vorbild und deswegen können wir sagen, wir haben viele Kinder gesellschaftsfähig gemacht und sie auf den richtigen Weg gebracht.

 Das Interview führte Susanne Richter. Redaktion: NDR

 

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NDR Info | Gott und die Welt - der Podcast | 03.08.2024 | 08:25 Uhr

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