Mutig im Widerstand: Hans und Sophie Scholl
Am 18. Februar 1943 verteilen Hans und Sophie Scholl Flugblätter in der Münchener Uni - und werden verhaftet. Vier Tage später verhängt Roland Freisler die Höchststrafe gegen die Geschwister: Tod durch Enthaupten.
Der Richter hinter seinem Tisch auf dem Podest hatte getobt und geschrien, er hatte die Angeklagten beschimpft, sie angebrüllt, bis seine Stimme sich überschlug. Auf der Anklagebank ein Ge-schwisterpaar, beide studierten, waren Anfang zwanzig. Sie ließen die Wut des Richters über sich ergehen, denn welches Urteil er am Ende fällen wurde - das war beiden klar.
Roland Freisler drängt auf ein schnelles Urteil
Der Name des Richters ist bis heute unvergessen: Roland Freisler war der wohl am meisten ge-fürchtete Richter im Unrechtssystem des Nationalsozialismus. Auch die Namen der Angeklagten sind bis heute in den Geschichtsbüchern zu lesen: Sie hießen Hans und Sophie Scholl. Vor zweiundachtzig Jahren fällte Richter Freisler pünktlich sein Urteil, pünktlich zur Mittagszeit: Die Geschwister sollten sterben, lieber früher als später.
Hans und Sophie Scholl stehen für Freiheit und Humanismus
Hans und Sophie Scholl waren Mitglieder in einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich gegen den Hass der Nationalsozialisten aufgelehnt hatten. Sie hatten versucht, mit Flugblättern andere Studierende über das aufzuklären, was in Deutschland vor sich ging. Die "Weiße Rose" nannte sich die Gruppe. Wenn ein Staat seine Gegner einsperrt oder sogar umbringt, dann konnte das für Hans und Sophie nicht nach Gottes Willen sein: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!" Das hatten sie in der Apostelgeschichte gelesen.
Als Christ nicht jede politische Entscheidung hinnehmen
Unsere Gesellschaft hat viel gelernt aus dem Unrecht, das in der Zeit des Nationalsozialismus ge-herrscht hat. Kirche und Staat gehören getrennt - das steht für mich außer Frage. Aber das heißt aber noch lange nicht, dass ich als Christ jede politische Entscheidung einfach so hinnehmen darf. Manchmal ist es wichtig, dass Kirchen ihren Standpunkt der Gesellschaft deutlich machen, um ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs zu leisten. Ich bin bestimmt nicht so mutig wie Hans und Sophie Scholl. Aber ich kann trotzdem versuchen, mir selbst davon ein Bild zu machen, was richtig ist für unsere Gesellschaft und was nicht - und anderen von dem zu erzählen, was mir wichtig ist.
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