Blick von hinten auf ein schaukelndes Kind. © photocase Foto: dieterkowallski

Kolumne: "Wir alle sind Gottes Kinder"

Stand: 13.06.2024 12:54 Uhr

Manchmal hat man den Eindruck, in der Politik wird etwas aus pädagogischen Gründen entschieden, von oben herab. Sarah Oltmanns, Radiopastorin in Schwerin, schaut sich dies aus dem Blickwinkel Jesu an.

von Sarah Oltmanns

Sarah Oltmanns, Radiopastorin in Schwerin © Sarah Oltmanns
Sarah Oltmanns ist Radiopastorin in Schwerin.

Manchmal fühle ich mich behandelt, wie ein Kind. Und zwar dann, wenn ich den Eindruck bekomme, ich habe einen Fehler gemacht und muss nun korrigiert werden. Besonders irritiert bin ich, wenn es von fremden Menschen kommt, von Dritten, von solchen, mit denen ich eigentlich gar nichts zu tun habe.

Diskussion um Elementarschaden-Pflicht

Bei manchen politischen Diskussionen geht es mir so. Wie gerade jetzt, bei der Frage, ob die Elementarschadenversicherung verpflichtend werden soll. Weil so viele nicht freiwillig eine solche abgeschlossen haben und die Allgemeinheit für Schäden aufkommen muss, wie jetzt beim Hochwasser in Süddeutschland, deshalb wird nun diese Versicherung für alle als Pflicht diskutiert. Ich ziehe mir den Schuh dann persönlich an. Ich fühle mich ertappt. Ich sehe nur noch, was ich als Bürgerin wohl falsch gemacht habe, was ich unterlassen haben soll. Und schon entsteht bei mir der Eindruck, es wird in der Politik etwas aus pädagogischen Gründen entschieden, von oben herab, um mich zu erziehen.  

Hochwasser an der Elbe bei Bleckede, im Wasser spiegeln sich die Wolken und die Silhouetten der Bäume vom Ufer. © NDR Foto: Anja Deuble
Hochwasser an der Elbe in Niedersachsen

Ich habe mal an der Elbe gewohnt. Direkt am Deich. Und es gab in der Zeit sogar ein Hochwasser und ich hatte richtig Schiss. Ich habe versucht, eine Elementarschadenversicherung abzuschließen, aber kam in die Versicherung natürlich nicht rein, zynischerweise mit der Begründung, ich würde ja direkt an der Elbe wohnen, und da sei das Risiko einfach zu hoch. An meiner Freiwilligkeit haperte es also nicht. 

Jesus ruft alle zur gleichen Haltung auf

Jesus hat einmal gesagt: "Werdet wie die Kinder. Nur so könnt ihr ins Himmelreich kommen" (Mt. 18,3). Er sagte nicht: "Behandelt sie wie die Kinder". Jesus spricht uns alle an, er spricht uns alle gleich an, er weist uns alle dieselbe Rolle zu. Er möchte nicht, dass sich die einen über die anderen erheben, sie moralisch vereinnahmen oder gar erziehen, von oben herab. Jesus wünscht uns, dass wir das Himmelreich schon auf Erden haben, und das geht aus seiner Sicht offenbar genau dann, wenn wir uns alle als Kinder verstehen, als Kinder Gottes. 

Ein Himmelreich auf Erden könnte Realität werden

Für mich bedeutet das, meinen Eindruck zu korrigieren. Mich also nicht nur als Kind zu verstehen, dass erzogen wird, sondern zu erkennen: auch die, die ich gewählt habe, die politisch verantwortlich sind, das sind nicht meine Eltern, sondern Menschen aus meinem Umkreis, aus unserer Mitte. Menschen, die genauso Kinder Gottes sind, wie ich. Und als Kind Gottes sehe ich das Gute in mir selbst, das Gute auch in anderen; und gemeinsam mit all den anderen Kindern Gottes glaube ich fest daran, dass das Himmelreich kein fernes Versprechen ist, sondern mit einer auch geistlichen Haltung durchaus Realität werden kann. 

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastor:innen und Redakteur:innen ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 16.06.2024 | 08:56 Uhr

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