Kolumne: "Schotten dicht und hoffen!"
Das Grundgesetz soll besser geschützt und die Arbeit des Bundesverfassungsgerichts in der Verfassung abgesichert werden. Als Christ kann ich dafür beten, dass versöhnliche Kräfte die Oberhand behalten in unserem Land, das Minderheiten geschützt bleiben und nicht das Recht der Stärkeren siegt, sagt Radiopastor Heiko von Kiedrowski.
Wenn ein Sturm von Osten kommt, wird das Wasser der Ostsee bei Travemünde in die Trave gedrückt, staut sich auf und ein paar Stunden später kann man in Teilen der Lübecker Altstadt aus dem Haus mit dem Paddelboot zum Bäcker fahren. Deshalb werden in bestimmten Straßen die Schotten dicht gemacht, das heißt: Es werden Bretter in spezielle Schienen gesteckt und ein paar Sandsäcke kommen dahinter, wertvolle Möbel oder der Fernseher werden zur Sicherheit in den ersten Stock getragen. Auf Sturm muss man eben gut vorbereitet sein. Schotten dicht und hoffen.
Sorge vor Einfluss populistischer Parteien
Als das Grundgesetz verfasst wurde, war nicht klar, wie das Bundesverfassungsgericht organisiert sein könnte. Deshalb wurde nur das Nötigste in einem einzelnen Gesetz festgehalten, damit es sich nachträglich leichter ändern lässt.
In Berlin bereiten sich gerade fast alle Regierungs- und Oppositionsparteien auf eine Art Sturm vor. Aber nicht, weil der Wind aus der falschen Richtung bläst. Ihre Sorge ist, dass in unserem Land der Einfluss populistischer Parteien wächst. Deshalb soll das Grundgesetz besser geschützt und die Arbeit des Bundesverfassungsgerichts in der Verfassung abgesichert werden.
Das Bundesverfassungsgericht ist eine der wichtigsten Einrichtungen unseres Staates. Es überwacht die Entscheidungen von Regierung und Parlament, es schützt die Rechte der Menschen in unserem Land und sorgt dafür, dass die Meinungs- und Religionsfreiheit geschützt bleibt.
Ich bin einerseits froh, dass die Bedeutung des Bundesverfassungsgerichts in der Verfassung festgeschrieben werden soll. Und andererseits macht es mir Angst, dass sich alle einig zu sein scheinen: Schotten dicht und hoffen. Als Staatsbürger kann ich wählen gehen und aufmerksam bleiben, was in unserem Land passiert. Als Christ kann ich dafür beten, dass versöhnliche Kräfte die Oberhand behalten in unserem Land, das Minderheiten geschützt bleiben und nicht das Recht der Stärkeren siegt.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.