Kolumne: "Sag nicht: Ich bin zu jung"
Ein junger Mensch bekommt eine Aufgabe, die überhaupt nicht seine Kragenweite ist. Die Zeiten sind unruhig, der Job ist hart. Er soll sich politisch engagieren, soll die Menschen darauf aufmerksam machen, dass gerade vieles falsch läuft. Klar ist: Wenn alle so weitermachen wie bisher, dann sieht die Zukunft düster aus. Aber wenn er den Auftrag übernimmt und auf Missstände hinweist, wird das auch kein Spaß. Es ist viel leichter, auf den Boten einzudreschen als sich unangenehme Wahrheiten anzuhören. Die Antwort des jungen Menschen auf die gestellte Aufgabe ist leicht nachzuvollziehen: "Ich glaube, das kann ich nicht. Mir hört doch sowieso niemand zu. Ich bin einfach viel zu jung."
Gottes Wunsch an Jeremia: "Mach den Mund auf und engagiere dich"
Gut zweieinhalb Jahrtausende ist die Geschichte alt und sie steht in der Bibel. Der Auftrag kommt von Gott. Und der junge Mensch, der sich gerne drücken würde, heißt Jeremia. Jeremia soll Prophet werden, also sozusagen ein "Sprachrohr Gottes".
Gottes Reaktion auf Jeremias "Ich bin zu jung" fällt ziemlich eindeutig aus: "Das will ich nicht hören", antwortet Gott sinngemäß. "Du weißt ganz genau, was nicht stimmt – also mach deinen Mund auf und engagiere dich."
Europawahl: Jugendliche nutzen ihre Stimme
In dieser Woche können in Deutschland Jugendliche ab sechzehn Jahren zum ersten Mal bei einer Europawahl ihre Stimme abgeben. Sie können mitbestimmen, wie es politisch weitergehen soll – ein wichtiger Schritt für mehr Demokratie und für Demokratie-Gerechtigkeit. Denn was das EU-Parlament entscheidet, betrifft Menschen mit 16 vielleicht mehr als Menschen mit 60.
Das scheint auch vielen Jugendlichen sehr klar zu sein, denn neunzig Prozent von ihnen wollen wirklich wählen gehen. Die bisher wahlberechtigten Volljährigen können sich davon eine dicke Scheibe abschneiden: Bei der letzten EU-Wahl hat gerade mal die Hälfte der Wahlberechtigten das Stimmrecht genutzt, vor zehn Jahren waren es sogar nur 40 Prozent.
"Sag nicht: Ich bin zu jung!" - sei es bei Fridays for Future oder im Sportverein: Fast die Hälfte aller Jugendlichen in Deutschland setzt sich ehrenamtlich dafür ein, dass die Welt ein besserer Ort wird. Dass mit dem Wahlrecht ihre Stimmen in ganz Europa gehört werden können, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.