Kolumne: "Olympischer Friede"
Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele war es deutlich: Da saßen Menschen aus mehr als 200 Ländern buchstäblich in einem Boot - über alle Grenzen von Religion, Nationalität und politischer Einstellung hinweg. Wie großartig wäre es, wenn ein olympischer Friede auch außerhalb der französischen Hauptstadt herrschen würde, wünscht sich Radiopastor Marco Voigt.
Was haben Vielseitigkeitsreiten, Tontaubenschießen und Synchronschwimmen gemeinsam? Richtig, sie kommen nur alle vier Jahre im Fernsehen vor. Zumindest bei mir. Denn es ist wieder Olympia. Und damit die Zeit, um auch bei den Randsportarten mitzufiebern.
Ich gebe zu: Ich liebe die Olympischen Spiele. Das Pathos der Eröffnungsfeiern. Die große Geheimniskrämerei, wie das olympische Feuer entzündet wird und von wem. Und dann die Wettkämpfe. Das Ringen um Zehntel- und Hundertstelsekunden. Die Freude der strahlenden Sieger. Die Tränen der enttäuschten Verlierer. Die Rührung, wenn die Nationalhymne gespielt und den Damen und Herren auf dem Treppchen bewusst wird: Hier passiert gerade etwas Einzigartiges.
Früher habe ich noch viel leidenschaftlicher mitgefiebert. Jeder Sieg einer deutschen Mannschaft war auch ein Stück mein Sieg. Jede Niederlage tat mir weh. Heute habe ich da doch mehr Abstand. Schließlich sind viele der Athletinnen und Athleten mittlerweile so jung, dass sie meine Kinder sein könnten.
Olympia: Weltweite Gemeinschaft des Friedens
Doch die Atmosphäre packt mich nach wie vor. Das Kribbeln, die Spannung. Und über allem der olympische Gedanke "Dabei sein ist alles". Das Wichtigste ist, ein Teil dieser weltweiten Gemeinschaft des Friedens zu sein. Über alle Grenzen von Religion, Nationalität und politischer Einstellung hinweg.
Bei der Eröffnungsfeier war das deutlich zu erkennen: Da saßen Menschen aus mehr als 200 Ländern buchstäblich in einem Boot. Da wurden durch den strömenden Regen alle nass. Da waren alte und junge, dicke und dünne, schwarze und weiße, Männer und Frauen, Menschen mit und Menschen ohne Einschränkung, cis- und transgender – und alle waren gleichberechtigt nebeneinander und konnten miteinander feiern.
Ich wünsche mir in den nächsten Wochen noch viele schöne Momente bei Olympia und bei den Paralympics danach. Und wie großartig wäre es, wenn nach alter Tradition während der Olympischen Spiele überall auf der Welt die Waffen schweigen könnten! Ein olympischer Friede.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.