Eine Blaumeise füttert ihr Junges im Nistkasten © Michael Schmidt Foto: Michael Schmidt

Kolumne: "Leben, das leben will"

Stand: 07.07.2023 07:30 Uhr

Kleine Meisen, die nun für sich selbst sorgen können und groß gewordene Menschen, die am Start ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Leben, das leben will In diesen Zeiten, in denen es mir manchmal vorkommt, dass die schlechten Nachrichten Überhand nehmen, liebt Radiopastor Marco Voigt ich solche Erlebnisse besonders.

von Radiopastor Marco Voigt

Vor meinem Fenster ist gerade mal wieder ordentlich was los. Geschrei von früh bis spät. Das geht schon seit mehreren Tagen so. Die ganze Zeit Rabatz. Nur nachts machen die kleinen Rabauken auch mal Pause. Nein, es sind nicht die Nachbarskinder. Und eigentlich finde ich diese Art von Lärm auch total niedlich, denn es sind junge Blaumeisen, die ihr Nest verlassen haben und nun als sogenannte Ästlinge in den Büschen sitzen und ihre Eltern um Futter anbetteln. Und dem Trubel nach zu urteilen, halten die Kleinen die Großen ganz schön auf Trab. Papa und Mama Blaumeise haben alle Flügel voll zu tun, ihren Nachwuchs satt zu bekommen.

Bei uns Menschen dauert es länger, bis der Nachwuchs flügge wird

Doch schon bald wird wieder Ruhe einkehren. Ich kenne das schon aus den vergangenen Jahren. Die Elterntiere füttern ihren Nachwuchs noch eine gewisse Zeit, doch irgendwann ist Schluss. Dann haben auch die Kleinen den Bogen raus, können fliegen und wissen, wie man eine Raupe findet. Und dann fliegen sie los und leben ihr eigenes Leben.

Bei uns Menschen dauert es mit am längsten, bis der Nachwuchs flügge wird. Doch auch davon erfahre ich in diesen Tagen: Stolze Eltern posten Fotos von sich und ihren Kindern: "Geschafft! Endlich Abitur!" Und daneben lächelnde Menschen, die voller Zuversicht in die Zukunft schauen. Leben von seiner schönsten Seite. Albert Schweitzer hat einmal gesagt: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."

Marco Voigt, Radiopastor in Kiel © Kirche im NDR
Marco Voigt freut sich über kleine Zeichen der Hoffnung, dass es weitergeht.

In diesen Zeiten, in denen es mir manchmal vorkommt, dass die schlechten Nachrichten Überhand nehmen, liebe ich solche Erlebnisse und Mitteilungen besonders: Kleine Meisen, die nun für sich selbst sorgen können und groß gewordene Menschen, die am Start ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Leben, das leben will. Kleine Zeichen der Hoffnung, dass es weitergeht. Ihnen allen wünsche ich gerade in diesen Zeiten von Herzen ein glückliches und erfülltes Leben und Gottes reichen Segen!

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 07.07.2023 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

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