Aufgeschlagenes Buch und ein Strohhut liegen in eine Hängematte © Panthermedia Foto: -

Kolumne: "Kleiner Urlaub"

Stand: 21.08.2024 18:25 Uhr

Die Urlaubs- und Ferienzeit in der Hochsaison geht allmählich ihrem Ende entgegen. Radiopastorin Christine Oberlin aus Schwerin erklärt, woher die Begriffe "Urlaub" und Ferien“ kommen und fragt, ob es vielleicht eine Verlängerung gibt.   

von Christine Oberlin

"Na, wie war dein Urlaub?" Meine Bekannte lacht und antwortet, dass sie gern noch eine Woche mehr frei gehabt hätte. So richtig erholt fühlt sie sich nicht. Das kenne ich. Was im Alltag liegen geblieben ist, wird gern auf den Urlaub verschoben. Irgendwann muss es ja mal erledigt werden. Und dann bleibt wenig Zeit für Ruhe.

Christine Oberlin © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
Christine Oberlin findet: Einfach Sein, ist ein richtig gutes "Rezept", um sich zu erholen.

Dabei kommt das Wort Urlaub aus dem Mittelhochdeutschen im Mittelalter und heißt so viel wie "die Erlaubnis, wegzugehen". Einfach mal Pflichten und Verantwortung in andere Hände geben und eine Zeitlang hinter sich lassen. Und Ferien? Die gibt es erst richtig seitdem Friedrich der Große die Schulpflicht und dann unterrichtsfreie Tage als Schulferien eingeführt hat. Das Wort "Ferien" kommt vom Lateinischen "Feriae" - das heißt Festtage oder Ruhetage, ursprünglich gemeint ist Zeit für religiöse Rituale.

Der freie Tag kann wie ein Kurzurlaub zum Kraft schöpfen sein

Religiöse Rituale in den Ferien? Das klingt für mich eher nach einer Art Pflichtprogramm, als nach Freizeit. Aber die Bibel sagt noch mehr über freie Tage: Gott hat nach sechs Tagen Schöpfungsarbeit Pause gemacht - und wir Menschen können das auch. Ob Sabbath oder Sonntag - der freie Tag kann wie ein Kurzurlaub zum Kraft schöpfen sein. Mir gefällt, was Erich Fromm in "Haben und Sein" über den Sabbat sagt: "Am Sabbath lebt der Mensch, als hätte er nichts, als verfolgte er kein Ziel außer zu sein, das heißt seine wesentlichen Kräfte auszuüben - beten, studieren, essen, trinken, singen, lieben."

Der Sabbath ist ein Tag der Freude, weil der Mensch an diesem Tag ganz er selbst ist… "Sabbath, der Tag, an dem Besitz und Geld ebenso tabu sind wie Kummer und Traurigkeit, ein Tag, an dem die Zeit besiegt ist und ausschließlich das Sein herrscht“. Noch sind hier und da Ferien, manchmal gibt es freie Tage. Und Sonntage, die gibt es jede Woche. Ich finde, einfach Sein, ist ein richtig gutes "Rezept", um sich zu erholen.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastor:innen und Redakteur:innen ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 25.08.2024 | 08:56 Uhr

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