Kolumne: "Erzähl mir vom Frieden"
"Erzähl mir vom Frieden" lautet das Motto der Ökumenischen Friedensdekade in diesem Jahr. Radiopastorin Christine Oberlin ist dabei und freut sich auf Friedensgeschichten, die im Alltag Mut machen.
Die großen Türen im Alten Rathaus stehen weit offen. Auf den Treppenstufen leuchten Windlichter. Die Kerzen strahlen ein warmes Licht aus und leiten die Besucherinnen und Besucher ins Foyer. Wo tagsüber Bürgerinnen und Bürger Anträge, Bewilligungen, Personalausweise oder Formulare holen, ist abends Friedensgebet. Auf dem Boden liegt ein helles Tuch, darauf ein schlichtes Kreuz, eine große Kerze und die aufgeschlagene Bibel. "Wir beten für den Frieden", sagt die Liturgin zur Begrüßung, "und wir hören Geschichten vom Frieden."
Kleine und große Zeichen für den Frieden
"Erzähl mir vom Frieden" lautet das Motto der Ökumenischen Friedensdekade in diesem Jahr. 10 Tage vom 10. November bis zum Abschluss am 20. November, dem Buß- und Bettag, Geschichten vom Frieden. Klingt erst mal provokant und passt so gar nicht zu dem, was in der Welt passiert. In der Reihe von Gedenktagen im November spüre ich die Sehnsucht nach Frieden besonders. Ich erlebe Kranzniederlegungen an Mahnmalen und Gedenksteinen, entdecke eine Rose auf dem Bürgersteig neben dem Stolperstein. Die Kriege und Auseinandersetzungen von heute, der Umgang mit der Schöpfung wollen mir den Schlaf rauben. Aber gerade deshalb brauchen wir die Geschichten vom Frieden. Damit wir uns erinnern, dass wir Konflikte auch friedlich lösen können.
Hoffnungsgeschichten weitergeben
"Erzähl mir vom Frieden" ist eine schöne Einladung, Hoffnungsgeschichten zu suchen und weiterzugeben. Das geht nicht nur in Andachten, sondern auch in der Familie und im Freundes- und Bekanntenkreis. Mein Vertrauen ist, dass es in unserem Alltag viel mehr davon gibt, als ich es mir vorstellen kann. Mir hilft, was Jesus über das Friedensreich Gottes gesagt hat: Es beginnt so klein wie ein Senfkorn und wird ein großer Baum. (Gleichnis vom Senfkorn Matthäus 13, 31+32).
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastor:innen und Redakteur:innen ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.