Kolumne: "Drei Haselnüsse fürs echte Leben"
"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist einer der bekanntesten Märchenfilme - exzellent besetzt mit deutschen und tschechischen Theaterschauspielern. Keiner Wunder, dass die Sendetermine vor Advent und Weihnachten viral gehen.
Stellen Sie sich vor, ein Kamerateam klingelt bei Ihnen zu Hause und sagt: "Guten Tag, wir drehen dieses Jahr das große Weihnachtsmärchen der ARD - bei Ihnen zu Hause, und Sie sind die Hauptfigur!" Was wäre zu sehen?
"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel": Sendetermine gehen viral
Gerade gehen die Sendedaten von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" wieder viral. Für viele gehört das Märchen einfach zur Adventszeit dazu. Vielleicht, weil es so ein klassisches, gutes Ende hat: Die Heldin findet ihr Glück und sie bekommt, was sie verdient - auch dank der verzauberten Nüsse. Schon früh lernen wir, dass Geschichten ein gutes Ende haben. Märchen enden mit "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ..." und Bösewichte werden zur Rechenschaft gezogen.
"Statt Traumhochzeit gibt es einen leeren Kühlschrank "
Während Aschenbrödel durch verschneite Wälder galoppiert, frage ich mich: Was würde ein Filmteam bei mir zuhause sehen? Kein Schloss und keinen Ballsaal jedenfalls. Durch den Schnee geritten bin ich auch noch nie - höchstens vom Pferd gefallen. Und wenn ich Unrecht erlebe, bleibt es meistens ungesühnt. Statt Traumhochzeit gibt es einen leeren Kühlschrank und die letzte Packung Lebkuchen.
"Gott hat als Weihnachtskulisse keinen Palast gewählt"
Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Aber, vielleicht ist genau das die Pointe meines Weihnachtsmärchens. Im echten Leben gibt es selten ein perfektes Ende. Aber es gibt kleine Wunder: Wenn ich gelobt werde, unerwartet, oder sich ein Streit löst. Oder der Moment, in dem ich erkenne, dass der Tannenbaum auch schön ist, selbst, wenn er schief steht.
Gott hat als Weihnachtskulisse auch keinen Palast gewählt, sondern einen Stall - echtes Leben eben. Vielleicht ist das die Botschaft, die mein Film zeigen würde: Es braucht keine magischen Haselnüsse und keinen perfekten Plan. Du bist genug. Du bist das gute Ende vom Weihnachtsmärchen.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastor:innen und Redakteur:innen ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.