Kolumne: "Das Gute behaltet!"
Im Einzelhandel sind die Tage nach Weihnachten fast so gefürchtet wie die Tage vor Heiligabend. Denn nachdem die Geschenke die Besitzer gewechselt haben, kommt Teil zwei des Weihnachtsgeschäfts: der Umtausch.
Statistiken behaupten, das vier von zehn Beschenkten sich zwar unterm Tannenbaum brav bedankt haben, am nächsten Tag aber vorsichtig nach dem Kassenzettel fragen, um die gut gemeinte Liebesgabe im Geschäft in etwas wirklich Brauchbares umzutauschen.
Weihnachtsgeschenke landen auch auf Ebay
Wer sich nicht traut, im Anschluss an das große Familienfest nach dem Kaufbeleg zu fragen, für den bleibt immer noch die Chance, den hässlichen Pullover oder die geschmacklose Stehlampe bei einer Online-Auktion zu Geld zu machen. Kein Zufall, dass der 11. Januar angeblich der Tag mit den meisten neu eingestellten Artikeln beim Branchenführer Ebay ist.
Geschenke einem prüfenden Blick unterwerfen
Es gibt aber eine gute Nachricht für alle, die das nur mit einem schlechten Gewissen tun. Denn dieses Jahr ist es quasi gute Christenpflicht, Geschenke einem prüfenden Blick zu unterwerfen. Für jedes Jahr wählt eine Kommission aus verschiedenen Kirchen einen Satz aus der Bibel, das die Menschen durch die kommenden 365 Tage begleiten soll. Für das Jahr 2025 haben sich die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sozusagen für das Motto der Umtauschkampagne nach Weihnachten entschieden: "Prüft alles und behaltet das Gute!"
"Prüft alles und behaltet das Gute!" gilt auch für Geschenke
Der Satz stammt aus einem Brief an eine frisch gegründete christliche Gemeinde. Dem Apostel Paulus ging es vor knapp zweitausend Jahren darum, dass die Mitglieder der Gemeinde möglichst tolerant und großherzig miteinander umgehen sollten. Seine Botschaft: Niemand hat die Wahrheit für sich gepachtet. Wer anderen zuhört und Unterschiede akzeptiert, kommt besser miteinander aus.
"Prüft alles und behaltet das Gute!" Für mich gilt dieser Satz zweitausend Jahre später immer noch. Wen ich über religiöse oder gesellschaftliche Grenzen hinweg wirklich ins Gespräch kommen will, muss ich meinem Gegenüber gut zuhören können - aber auch bereit sein, etwas von ihm oder ihr zu lernen.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.