Kolumne: "Abschluss in Glaube, Hoffnung, Liebe"
Schulabschluss. Wir feiern das Leben, nicht bloß einen Abschluss. Und dafür braucht es nicht viel, sagt Radiopastor Oliver Vorwald.
Vor fünf Jahren hat sie mich auf dem Schulparkplatz stehen gelassen, ungeküsst. Der 14. Geburtstag, die Pubertät trifft mich damals mit voller Wucht. Jetzt hat unsere große Tochter ihr Abitur in der Tasche. Gratulation. Genauso allen anderen jungen Menschen, die in diesen Wochen ihren Schulabschluss machen. In den Haupt- und Realschulen, einer Gesamt-, Gemeinschafts-, Stadtteil oder Regionalen Schule. Und "viel Glück" all jenen, die einen neuen Anlauf nehmen müssen. Denkt immer daran, Zeugnisse öffnen Türen in den Job, aber sie können Euch nicht als Menschen beurteilen. Was Euch ausmacht, ist ganz etwas anderes. Ins Herz kann nur einer schauen, erzählt die Bibel (1. Sam 16).
Glaube braucht einen Fixpunkt
Viel entscheidender als gute Noten sind für das Leben zum Beispiel diese Dinge: Glaube, Hoffnung, Liebe. Probiert Euch aus, gerade in der Liebe. Dafür ist das Leben da. Dazu wünsche ich Euch Glauben - auch wenn es altmodisch klingt. Jede und jeder von Euch sollte an sich selbst glauben. Aber nicht allein. Denn wer nur auf sich baut, kann ziemlich schnell alleine dastehen. Glaube braucht einen Fixpunkt. Zum Beispiel die Musik, ganz egal ob Rock, Pop oder die alten Kirchenlieder. Musik ist eine Sprache für Momente, wo Worte versagen. Und dann ist da noch Gott, mit ihm gibt es ein Ziel, das immer bleibt, niemals aufhört. Wer glaubt, bewahrt sich die Hoffnung.
Wir feiern den Schulabschluss unserer Großen mit Glaube, Hoffnung, Liebe. Heute küsst sie ihren Moritz. Die pubertären Wirren sind mittlerweile durchstanden, auch für mich. Manchmal nimmt sie sogar ihren Papa wieder in den Arm. Wir feiern das Leben, nicht bloß einen Abschluss. Solche Feste bereichern. Einmal die, die sie ausrichten. Weil sie zeigen, was alles gewachsen ist. Und sie bereichern die, die sie genießen. Glaube, Hoffnung, Liebe. Diese drei. Das braucht es fürs Leben. Nicht mehr, nicht weniger.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastor:innen und Redakteur:innen ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.