Kolumne: "Jetzt ist die Zeit"
Oft haben Menschen keine Zeit. Sie verschieben immer alles auf später. Aber wir können uns Zeit nehmen - für Freunde, Hobbys, Ehrenämter. Das Motto "Jetzt ist die Zeit" greift auch der Evangelische Kirchentag auf.
"Alles, was ich möchte, ist mehr Zeit." Das sagte Deborah James in einem der letzten Interviews vor ihrem Tod. Die englische Kolumnistin, 40 Jahre jung und Darmkrebspatientin, sprach in einem BBC-Podcast regelmäßig über ihr Leben mit dem Krebs und berührte damit unglaublich viele Menschen. Vor knapp einem Jahr starb sie. Ihre Worte klingen mir noch im Ohr: "Alles, was ich möchte, ist mehr Zeit."
Der Zeit im Leben einen Sinn geben
Dieses Gefühl kennen bestimmt viele, und gerade Menschen, die mit einer potenziell lebensverkürzenden Krankheit leben, ich auch. Die Uhr tickt. Womit fülle ich also meine Zeit? Wie bekommt mein Leben einen Sinn? Damit ich am Ende frohen Herzens sagen kann: Es war gut, so wie es war.
"Wir haben im Grunde nichts anderes als den Moment"
Es ist nicht leicht, zu begreifen, dass Zeit nicht selbstverständlich ist. Dass wir im Grunde nichts haben als den Moment. Diesen Moment. In ihm treffen sich unsere Vergangenheit und Zukunft, hier im Jetzt. Zeit ist das Wertvollste, was wir haben. Und doch haben wir sie nicht - wir sind ein Teil von ihr und sie von uns.
"Jetzt ist die Zeit" auch auf dem Kirchentag
"Jetzt ist die Zeit." Das ist auch das Motto des Kirchentages in Nürnberg und Fürth. Bis Sonntag geht es dort um drängende gesellschaftliche Themen: Klimawandel, Frieden, Zusammenhalt. Ich höre das Motto aber auch als persönliche Aufforderung. Verschiebe nicht auf morgen, später oder den Ruhestand. Jetzt ist die Zeit! Besuche die alten Freunde. Lerne Gitarre, Surfen oder Italienisch, wenn es das ist, was du dir wünschst. Pflanze Bäume, teile mit anderen, tu was Gutes, engagiere dich. Der Punkt ist, Dinge zu tun, die das Leben mit Sinn, Tiefe und Zuversicht erfüllen, die stark und lebendig machen.
Deborah James hat das einmal brillant zusammengefasst. Ihr Rat war: "Finde ein Leben, das sich zu genießen lohnt, riskiere etwas, liebe aus vollem Herzen, bereue nichts und behalte immer, immer rebellische Hoffnung."
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.