Kolumne: "Fern, und doch ganz nah"
Freundschaften sind heute vielfach "long distance" - mal eben einen Kaffee zusammen trinken, geht nicht. Doch auch eine "Fernfreundschaft" kann tragen. So erlebt es Julia Heyde de López.
Meine Freundin Malin lebt in Nordschweden. Kennengelernt haben wir uns vor bald 20 Jahren in der Schweiz. Dort arbeiteten wir in derselben Abteilung einer großen Organisation, freundeten uns an und gingen ein knappes Jahr durch Dick und Dünn. Und seither: Long Distance. Wir pflegen unsere Fernfreundschaft mit kurzen Nachrichten und Fotos. In diesem Jahr wurde es mal wieder höchste Zeit für ein Treffen. Wir suchten ein passendes Datum heraus, reisten an - und kaum stand sie vor mir, war es wieder so wie früher. Dasselbe Vertrauen, dieselbe Nähe, als wäre keine Zeit vergangen.
Ein guter Freund, eine gute Freundin - das ist tatsächlich das Beste, was es gibt auf der Welt. Doch die wenigsten Freunde aus den bisherigen Etappen meines Lebens wohnen auch in meiner Stadt. Manche leben, so wie Malin, sogar in einem anderen Land - mal eben einen Kaffee zusammen trinken, geht nicht. Doch auch wenn ich diese "Fernfreunde" manchmal sehr vermisse, im Grunde bin ich einfach nur dankbar, diese großartigen Menschen in meinem Leben zu haben. Sie freuen sich aus der Ferne mit, wenn es etwas zu feiern gibt, und bleiben auch bei schlechten Nachrichten aufmunternd an meiner Seite, obwohl sie nicht vor Ort sein können.
"Ein treuer Freund ist starker Schutz"
Es sind Freunde, die wissen, dass ich an sie denke, auch wenn ich mich länger mal nicht melde, und die dafür Verständnis haben. Am Ende entscheidet nicht die Nähe in Kilometern. Eine Freundschaft trägt, wenn man einander einen Platz im eigenen Herzen eingeräumt hat. Und zwar für immer.
Eine biblische Weisheit stellt dazu fest: "Ein treuer Freund ist starker Schutz. Wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden." Ich wünsche uns allen dieses Glück, so einen Schatz zu finden und selbst so ein Schatz zu sein.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.