Kolumne: "Die Route wird berechnet"
Sich beim Autofahren auf ein Navi zu verlassen, kann tückisch enden, hat Inga von Thomsen erfahren. Sie macht sich Gedanken darüber, was man machen kann, wenn man im Leben feststeckt.
Es geschah vor längerer Zeit in einem Schweden-Urlaub: Wir kennen uns nicht aus und geben das gewünschte Reiseziel ins Navi ein. Die Route wird berechnet, und los geht's. Dann, als wir abbiegen: "Willst du da wirklich lang?", fragt meine Mutter. "Das sieht ganz schön schmal aus." - "Doch, das Navi sagt, das ist der kürzeste Weg", entgegnet mein Vater. "Das geht schon."
Aber die Straße wird immer schmaler und ist schließlich nur noch eine erahnbare Piste. Irgendwann geht dann gar nichts mehr - wir haben uns festgefahren. "Schöner Mist", fluchen wir. "Dabei hat das Navi doch gesagt, wir könnten hier lang!" Wir ruckeln am Wagen und versuchen, ihn anzuschieben, doch sämtliche Versuche scheitern, das Auto aus dem immer matschiger werdenden Untergrund zu fahren. Die Räder drehen durch. Was nun?
Manche Lösungswege funktionieren im Leben nicht
Auch im sonstigen Leben gibt es solche Momente: Der Weg, den ich genommen habe, endet und ich bleibe stecken. Egal, ob im Kleinen oder im Großen. Meine bisherigen Lösungswege funktionieren nicht.
Was also tun, aussteigen und Hilfe holen? Für wirkliche Krisen ist das ein guter Weg. Professioneller Beistand und der Blick von außen helfen. Doch auch im Kleinen lohnt es oft, einen Schritt zurück zu machen. Mich selber und das Problem quasi mit Abstand zu betrachten. Worum geht es im Kern? Es kann helfen, aus der Situation rauszugehen: Sport machen, zu kochen, einen Spaziergang zu unternehmen. Den Kopf zu entlasten. Das innere Navi sozusagen zurückzusetzen, damit es sich neu ausrichten kann.
Urlaub kann eine Stärkung für den Alltag sein
In der Bibel lese ich: "Ich stärke dich, ich helfe dir auch, spricht Gott." Für mich ist Urlaub so eine Stärkung. Wenn ich am Meer stehe, wird mein Blick weit und alle Sorgen schrumpfen. Der Wind pustet die Sorgen ein Stück weg und ich spüre meine Verbundenheit mit der Natur - das erdet mich. Zurück im Alltag kann ich dann mit frischer Kraft an die Aufgaben gehen.
Ach ja: In Schweden fanden wir schließlich bei einem alten Schuppen ein paar große Bretter. Die konnten wir unter die Reifen legen und kamen frei. Ganz einfach eigentlich.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.