Kolumne: "Starke Männer dürfen Schwäche zeigen"
Der November steht im Zeichen der Männergesundheit. Seit 2003 lassen sich im Movember Männer einen Oberlippenbart wachsen, um ihresgleichen für Krebsvorsorge und psychische Erkrankungen zu sensibilisieren.
Nein, ich lasse mir keinen Schnauzer wachsen, obwohl doch Movember ist, eine Wortschöpfung aus November und moustache, dem englischen Wort für Oberlippenbart. Der ganze November ist Aktionsmonat für Männergesundheit.
Männer sterben früher als Frauen
Denn es gibt noch einiges zu tun. Drei von vier Suiziden werden von Männern begangen. Männer werden nicht alt, sie sterben früher. In Mecklenburg-Vorpommern werden Frauen im Schnitt 83 Jahre alt, Männer nur 78. Dafür gibt es ein paar Erklärungen. Mehr Männer als Frauen arbeiten in Berufen, die krank machen. Aber auch: Mehr Männer als Frauen rauchen und trinken. Männer nehmen seltener Gesundheitsförderung wahr und zu viele drücken psychische Krankheiten immer noch weg, anstatt sich Hilfe zu holen.
Movember: Vorbilder werben für psychische Gesundheit
Dieses Jahr sind positive männliche Vorbilder das Motto. Mir fällt da spontan Fußballnationalspieler Robin Gosens ein. Der hat Psychologie studiert und vor einem Länderspiel dafür geworben, dass psychische Gesundheit einen höheren Stellenwert bekommt. Verein und Stadt hat er gewechselt, weil es seiner Familie in Berlin nicht gut ging. Und erfolgreich und stark ist er auch. Sonst wäre er kein Nationalspieler.
Josef und Sankt Martin: Stark und fürsorglich
Mir fallen noch andere Vorbilder ein. Josef, der Mann von Maria, muss ein innerlich und äußerlich starker Mann gewesen sein. Er stand zu seiner Frau, hörte auf seine Träume, sorgte für Frau und Kind und hat als Bautechniker körperlich hart gearbeitet. Oder Sankt Martin, ein Soldat, der sich ein weiches Herz für Arme bewahrt hat. Achtsame, fürsorgliche Männer, die auch stark sind. Beides geht gut zusammen.
Hilfe annehmen: Kein Zeichen von Schwäche
Warum ich das wichtig finde? Ich sehe bei meinen beiden Söhnen und ihren Freunden oder den Jungs in meiner Fußballmannschaft, wie viel Freude sie an physischer Stärke haben. Sollen sie ruhig - und gleichzeitig wissen, dass psychische Krankheiten kein Makel sind, dass Gesundheitsvorsorge, Einfühlsamkeit, sich Hilfe holen, sich sorgen um Andere keine Zeichen für Schwäche sind.
Deshalb ist es wichtig, dass es für Jungs und Männer gute Vorbilder gibt, die beides verbinden. Ich finde sie in der Bibel, bei den Heiligen und manchmal auch in der Nationalmannschaft.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.