Weihnachtskrippe aus Eierkarton © Photocase Foto: Weigand

Kolumne: "2022 feiern wir nah dran an der Krippe"

Stand: 11.12.2022 07:30 Uhr

Krieg, Inflation und steigende Preise: Immer mehr Menschen suchen Hilfe bei den Tafeln und in Schuldnerberatungen. Auch Spenden können weiterhelfen. Wichtig ist, nicht wegzuschauen - denn Not und Armut sind allgegenwärtig.

von Klaus Böllert

Es gab viele Jahre, da löste der Gedanke an die Krippe so ein wohliges Gefühl aus. Ich dachte an den Weihnachtsbaum, meine Kinder machten mit beim Krippenspiel in der Kirche. Mit den Tieren drumherum und den Engeln in der Höhe wirken Krippenbilder doch auch schön gemütlich.

Gott ist solidarisch mit den Ärmsten

Mir war schon klar, dass die Krippe im Stall ein Zeichen dafür ist, dass Gott von Anfang an solidarisch mit den Ärmsten ist. Deshalb geht die Botschaft von der Geburt Jesu auch zuerst an die Hirten, damals Gestalten buchstäblich am Rande der Gesellschaft. Eine Antwort darauf waren und sind zum Beispiel Weihnachtsfeiern für Obdachlose. Und die Spenden für die Hilfswerke Adveniat und Brot für die Welt zeigen, dass viele an arme Menschen in anderen Regionen der Welt denken. Aber ich gebe zu: Krieg und Not und Armut hatten früher nicht viel mit mir zu tun, schienen weit weg.

"Not und Armut sind ganz nah an mich ran gerückt"

Das ist dieses Jahr anders. Mir geht es gut, wofür ich sehr dankbar bin. Aber ich kenne persönlich Menschen, die sich vor der Nebenkostenabrechnung fürchten, die lieber keinen Urlaub buchen oder, schlimmer noch, die einfach null Reserven haben und sich bei kräftigen Nachzahlungen vielleicht verschulden müssen. Ich engagiere mich bei einer Tafel und sehe da, dass wir weniger Lebensmittel einsammeln können, die Schlangen an der Ausgabe aber länger werden. In Interviews für unsere Programme beim NDR höre ich von Schuldnerberaterinnen, die auf Monate hinaus keine Termine mehr frei haben. Und kein Gespräch mit ukrainischen Frauen und ihren Kindern, ohne dass die Tränen in den Augen haben, wenn sie an ihre Liebsten denken, die sich vor Bombenangriffen schützen müssen oder sogar als Soldaten im Einsatz sind. Krieg, Not und Armut sind dieses Jahr ganz nah an mich, an uns ran gerückt.

Herzen und Geldbeutel aus Solidarität öffnen

Klaus Böllert © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
Kirchenredakteur Klaus Böllert wünscht sich, "dass jeder und jede, wie er oder sie kann, Herz und Geldbeutel öffnet."

Gott ist solidarisch mit den Ärmsten - von der Krippe an. Unsere Antwort darauf muss genau das sein: Solidarität. Wir sollen nicht die Augen verschließen, sondern hinsehen. Und dann die Herzen und auch die Geldbeutel öffnen. Jeder und jede, wie er oder sie kann. Weihnachten 2022 feiern wir nah dran an der Krippe.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 11.12.2022 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

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