Kolumne: "Ostern ist ein Fest für Leidende"
Menschen im Krieg, Obdachlose, Kranke: Ostern ist ein Fest für Leidende. Sie feiern das Fest mit einer starken Hoffnung, nach Auferstehung. Wenn das Licht die Dunkelheit besiegt.
Die Ukraine müsse zurzeit ein schweres Kreuz tragen, sagt mir Iryna Tybinka, die Generalkonsulin der Ukraine für ganz Norddeutschland. Natürlich spricht sie vom Krieg. Ganz selbstverständlich verknüpft sie die Situation ihres Volkes mit den biblischen Erzählungen. Das hat für mich eine Wucht und Direktheit, die ich nicht kenne. Ich denke, weil es mir richtig gut geht. Ich lebe in Frieden, bin gesund und mir geht es auch wirtschaftlich gut.
Ostern ist mit Hoffnung verknüpft
Das ist anders bei Menschen, die leiden. Bei ukrainischen Christen höre ich das regelmäßig in Interviews für die Radiokirche. Ich habe auch schon erlebt, wie Obdachlose biblische Erzählungen ganz selbstverständlich und unmittelbar auf ihr Leben beziehen. "Der Arme, der beim Festmahl nicht eingeladen ist, das bin ich", hat mir mal einer erzählt. Ich habe auch Eltern interviewt, deren große Hoffnung ist, dass ihr gestorbenes Kind im Himmel auf sie wartet. Ostern. Auferstehung. Ganz konkret.
All diese Menschen erleben Karfreitag und hoffen auf Ostern, feiern dieses Osterfest mit einer starken Hoffnung. Die Eltern möchten ihr Kind wieder in die Arme nehmen. Der Obdachlose findet Trost in der Gewissheit, dass er beim ewigen Hochzeitsmahl einen Ehrenplatz hat. Und eine Chorleiterin, die mit ihrem ukrainischen Chor gerade viele Frühlingskonzerte gibt, lachte mich an: Ja, es sei das zweite Ostern im Krieg, aber die Hoffnung sei noch nicht untergegangen, "because Jesus is risen", weil Jesus auferstanden ist.
Ostern besiegt das Licht die Dunkelheit
Und ich? Lebe in großer Dankbarkeit, weil es mir gut geht. Mir ist klar, dass das nicht so bleiben muss und ich hoffe, dass auch ich dann Trost und Kraft und Hoffnung aus dem Osterfest schöpfen kann. Bis dahin sehe ich meine Aufgabe darin, solidarisch mit den Leidenden zu leben.
Ich wünsche allen Menschen, die Karfreitag erleben, dass sie Ostern feiern können. Wenn das Licht die Dunkelheit besiegt.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.