Frauen schenken Sterbenden und ihren Angehörigen Zeit
Kirche und Religiosität spielt eine immer geringere Rolle: Das ist das Ergebnis einer Studie der Evangelischen Kirche. Schon bald wird weniger als die Hälfte aller Menschen in Deutschland Mitglied einer Kirche sein.
Gerade sind die Ergebnisse der Mitgliedschaftsuntersuchung der Kirchen veröffentlicht worden. Demnach geht der Verlust kirchlicher Bindung noch schneller voran als gedacht. In den Nachrichten war davon zu hören.
Kirche auf St. Pauli verliert immer mehr Mitglieder
"Was sagen Sie denn als Pastor dazu, dass so viele Menschen aus der Kirche austreten?", wurde ich gestern Abend gefragt. Gesellige Runde mit reifen Persönlichkeiten im Ruhestand. Meine Gesprächspartner wollten wissen, wie es mir damit geht. In den über 20 Jahren, die ich Pastor auf St. Pauli bin, haben wir 2.000 Gemeindemitglieder verloren. Nur noch 16 Prozent der St. Paulianer sind Mitglied der evangelischen Kirche. Zugegeben, das tut mir weh. Haben wir nicht alle viel gearbeitet in der Kirche für den Stadtteil?
Kirchliche Bindungen lösen sich immer mehr auf
Aber die Erkenntnis der Soziologen ist: hilft alles nichts. Der Trend geht dahin, dass sich kirchliche Bindungen lösen. Aber auch die großen Parteien verlieren drastisch Mitglieder. Mancher Verein findet niemanden mehr, der den Vorstand besetzen will. Dabei erlebe ich, dass viele Menschen, die nicht in der Kirche sind, unsere Angebote gerne wahrnehmen: Die Stille der Kirchenschiffe zum Aufatmen der Seele genießen, die Beratungsangebote wahrnehmen, uns ihre Kinder anvertrauen in unseren Kitas, sogar gerne in unseren Chören mitsingen.
Menschen tragen die Sache der Kirche mit
Und auch als Pastor bin ich ja für alle da. Höre Menschen zu, ohne nach ihrer Mitgliedschaft zu fragen. Was kann mir in dieser Situation Hoffnung machen? Immer noch gilt: Menschen wollen was von der Kirche. Und es gibt Menschen, die haben Mut, die Sache der Kirche mitzutragen: Am Sonntag habe ich zehn junge Frauen als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen im Hospizdienst gesegnet. Sie gestärkt.
Frauen, die sich auch ein nettes Hobby hätten zulegen können, schenken Sterbenden und ihren Angehörigen Zeit. Weil es Sinn macht. Weil Jesus das so auch getan hat. Das sind meine Hoffnungsträgerinnen.