Der ehemalige Israels Premierminister Jitzchak Rabin (li.) und Palästinenser-Präsident Jassir Arafat (re.) bei dem historischen Händeschütteln am Weißen Haus - zusammengeführt von US Präsident Bill Clinton (1993). © picture-alliance / dpa Foto: Avi_Ohayon-Israeli_Government_Pr

Jitzchak Rabin: "Genug des Blutes und der Tränen!"

Stand: 02.11.2023 16:25 Uhr

Sein politisches Leben begann als Soldat, später kämpfte er für den Frieden: Jitzchak Rabin. Dafür wurde der israelische Ministerpräsident vor 28 Jahren in Tel Aviv erschossen.

von Julia Heyde de López

Die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern, an den 4. November 1995. Der Tag, an dem der israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin ermordet wurde - erschossen, nach einer großen Kundgebung in Tel Aviv. Rabin hatte Frieden schließen wollen mit den Palästinensern.

Anfang der 90er-Jahre hatte es geheime Gespräche gegeben, an deren Ende das Osloer Abkommen stand. Ein Friedensfahrplan. In Washington bei US-Präsident Bill Clinton hatten Rabin und Palästinenservertreter Jassir Arafat das Abkommen unterzeichnet, es mit einem Händedruck besiegelt.

Und dann hatte Rabin dort im Garten des Weißen Hauses noch eine Friedensrede gehalten. "Wir sind dazu bestimmt, auf demselben Boden, demselben Land, zusammenzuleben", meinte er damals an die Palästinenser gewandt. "Wir sagen Ihnen heute mit lauter und klarer Stimme: Genug des Blutes und der Tränen! Genug. (…) Wir sind wie Sie Menschen, die ein Zuhause bauen wollen, die einen Baum pflanzen, lieben, Seite an Seite miteinander leben wollen – in Würde, mit Verständnis füreinander, als freie Menschen. Wir geben heute dem Frieden eine Chance und sagen: Es ist genug! Lassen Sie uns beten, dass der Tag kommt, an dem wir alle den Waffen Lebewohl sagen."

"Friede hat seine Zeit"

Rabin sprach von einem neuen Kapitel "im traurigen Buch unseres gemeinsamen Lebens", ein Kapitel "der gegenseitigen Anerkennung, der guten Nachbarschaft, des gegenseitigen Respekts." Und dann zitierte er Worte der hebräischen Bibel. "Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; (…) weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit; hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit..."

Rabins Rede und die Bilder von damals können uns heute die Tränen in die Augen treiben. Was wäre da alles möglich gewesen! Nach seinem Tod zerfiel der Friedensprozess, wurde zerbombt und langsam aufgerieben. Heute, am 4. November, denke ich an Jitzchak Rabin. Und an seine Worte: "Genug des Blutes und der Tränen! Genug!"

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 04.11.2023 | 13:10 Uhr

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