Eine braun-getigerte Katze schaut sich im Spiegel an. © picture alliance / Zoonar Foto: Steve Heap

"Ein getigerter Kater, der sich als Tiger fühlt"

Stand: 18.10.2024 11:30 Uhr

Wecke den Tiger in dir!: Wer sich mehr als Raubtier denn als Katze fühlt, tritt mutiger und mit mehr Selbstbewusstsein in die Welt. Und innere Stärke kann auch aus dem Glauben kommen.

von Pastorin Laura Koch-Pauka

Es gibt ein Bild, auf dem ein etwas mopsiger getigerter Kater vor einem Spiegel sitzt, sich betrachtet und ein Selbstporträt malt. Das Gemälde ist fast fertig und es ist zu erkennen, dass er sich als starken und muskulösen Tiger malt. Er scheint sehr selbstbewusst zu sein und etwas in sich zu sehen, was Außenstehende nicht vermuten würden. Er selbst sieht sich als stark und gefährlich, obwohl alle, die ihm begegnen, das auf den ersten Blick nicht vermuten würden.

"Da kommt kein getigertes Katerchen, sondern ein Raubtier"


Wenn ich das Bild mal wieder betrachte, dann male ich mir aus, wie die Geschichte weitergeht. Ich stelle es mir so vor: Als er mit dem Malen fertig ist, erhebt er sich von seiner Staffelei. Er reckt sich und streckt sich, lässt unter seinem glänzenden Fell seine Muskeln spielen. Dann geht er los. Vielleicht bewegt er sich plötzlich geschmeidiger und aufrechter, weil sein Selbstbewusstsein ihn pusht. Er läuft durch die Straßen und zeigt sich. Und wer ihm begegnet, spürt bestimmt den Unterschied: Auch wenn es erstmal anders aussieht, kommt da kein getigertes Katerchen, sondern ein echtes Raubtier.

"Ich möchte mich mehr wie eine Tigerin fühlen können"

Äußerlich hat sich nicht viel verändert an dem Kater, aber innerlich schon. Er hat in sich eine Stärke gefunden, die bestimmt vorher schon da war, die er nun aber an die Oberfläche holen konnte. Er hat sich selbst Mut zugesprochen, in dem er sich als das gemalt hat, was er eigentlich sein möchte. Diese Stärke möchte ich für mich auch haben können. Ich möchte mich auch mehr wie eine Tigerin fühlen können, wenn ich durch die Welt laufe. Aber was hilft mir zu leuchten?

"Mein Glaube stärkt mich innerlich und lässt mich strahlen"

Meine Leuchtkraft kommt aus dem Glauben. Er stärkt mich innerlich und lässt mich sichtbar strahlen. Das Gute ist: Dieses innere Licht kommt von Gott. Äußere Einflüsse können es nicht angreifen. Das heißt nicht, dass ich unverletzbar bin. Auch mir geht es nahe, wenn mich Menschen unterschätzen oder mir Unschönes an den Kopf werfen. Jedoch kann das mein Leuchten nur kurze Zeit eindämmen, denn die Zuversicht und das Selbstvertrauen, die ich aus der bedingungslosen Liebe Gottes ziehe, sind stärker als jede Abwertung von außen.

"Mutig sollen wir einen liebevollen Blick auf uns wagen"

Die Einzige, die mein Leuchten dauerhaft schmälern kann, bin ich, wenn ich meinem Glauben zu wenig zutraue. Aber ich bin mir sicher, Gott wünscht sich von uns, dass wir unverzagt in die Welt hinausgehen, so wie ein getigerter Kater, der sich als Tiger fühlt. Mutig sollen wir einen liebevollen Blick auf uns und unsere Nächsten wagen.

Also, nur Mut: Schau in den Spiegel und sieh den Tiger in dir!

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 21.10.2024 | 10:40 Uhr

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