Vor dem Eingang zum Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität sind die Flugblätter der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" als Denkmal in den Boden eingelassen. © picture alliance/dpa Foto: Sven Hoppe

Die Verhaftung der "Weißen Rose"

Stand: 16.02.2023 17:20 Uhr

Im Februar vor 80 Jahren wurden die Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" verhaftet und hingerichtet. Sie gelten bis heute als Vorbilder für Zivilcourage und Mitmenschlichkeit.

von Pastor Oliver Vorwald

Der Lichthof der Münchner Universität. Es ist der 18. Februar 1943. Vormittag. Sophie Scholl stößt einen Stapel Flugblätter der Weißen Rose von der Balustrade. Die junge Frau und ihr Bruder Hans werden gestellt und verhaftet. Wenige Tage darauf findet der Prozess statt. Mit ihnen angeklagt wird Christoph Probst. Der NS-Richter Roland Freisler, eigens aus Berlin angereist, brüllt und tobt. Aber die drei Studierenden, alle Anfang 20, lassen sich nicht einschüchtern. Sie bleiben ihrem ethischen Kompass treu. Einer der Prozessbeteiligten sagt später:

"Ich kann nur wiederholen, dass dieses Mädel, wie auch ihr Bruder, eine Haltung bewahrt hat, die sich nur erklären lässt mit Charakterstärke einer selten tiefen Gläubigkeit." Robert Mohr, Notizen

Tatsächlich spielen Glaube und Frömmigkeit für die Angehörigen der Weißen Rose eine große Rolle. Das zeigen Briefe, Tagebucheinträge. Sophie Scholl schreibt:

"Ich will mich an das Seil klammern, das mir Gott in Jesus Christus zugeworfen hat." Brief an Fritz Hartnagel, 18.11.1942

Protestantisch-liberale Werte fordern zum Widerstand auf

Zum Kern der Widerstandsgruppe gehören Willi Graf, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Hans und Sophie Scholl sowie Professor Kurt Huber. Sie lesen Gedichte, die Mystiker des Mittelalters, diskutieren das Weltgeschehen. Einige von ihnen teilen Fahrtenerlebnisse aus der bündischen Jugend - grenzenlose Freiheit. Das gilt besonders für Sophie und Hans Scholl. Der Vater ist ein liberaler Politiker, die Mutter, eine frühere Diakonisse. Anfänglich sind die Geschwister vom Nationalsozialismus begeistert. Doch mit den Jahren erleben sie, dass die Werte ihres protestantisch-liberalen Elternhauses zum Widerstand auffordern. Davon zeugen auch die Flugblätter der Weißen Rose:

"Hat Dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut gegeben zu kämpfen? Wir müssen das Böse dort angreifen, wo es am mächtigsten ist, in der Macht Hitlers." Flugblatt IV der Weißen Rose

"Es lebe die Freiheit!"

Gerade einmal drei Stunden dauert der Prozess gegen die Weiße Rose. Christoph Probst, Hans und Sophie Scholl werden am 22. Februar 1943 zum Tode verurteilt, noch am selben Tag durch das Fallbeil hingerichtet. Die Geschwister bitten um das Abendmahl, Christoph Probst lässt sich taufen. "Es lebe die Freiheit!" "Wir sehen uns in der Ewigkeit." Das sind ihre letzten Worte. Im Rundfunk der BBC erinnert der Schriftsteller Thomas Mann an den Mut und den Glauben der Weißen Rose: "Ihr seid nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein." ("Deutsche Hörer!" 27. Juni 1943)

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 18.02.2023 | 09:20 Uhr

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