Der junge Widerstandskämpfer Helmuth Hübener. © Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Der junge Widerstandskämpfer Helmuth Hübener

Stand: 20.02.2023 11:00 Uhr

Der Hamburger Lehrling Helmuth Hübener ist der jüngste Widerstandskämpfer, der je von den Nazis zum Tode verurteilt wurde. Robert Zoske erinnert an die Geschichte des gläubigen Mormonen.

von Pastor Robert M. Zoske

Übermorgen, am 22. Februar, ist der 80. Todestag von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst. Der Widerstand der "Weißen Rose" im Nationalsozialismus war einzigartig, aber nicht einmalig. Es gab andere junge Leute, die wie sie Flugblätter als Waffe gegen Hitler einsetzten. Zu ihnen gehörte der Hamburger Lehrling Helmuth Hübener. Er war Mitglied der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", den Mormonen.

Nachrichten der BBC per Flugblatt veröffentlicht

Ab 1940 hörte er heimlich ausländische Rundfunksendungen und stenografierte sie mit. Dann tippte er auf einer Schreibmaschine Handzettel. Ab August 1941 halfen ihm zwei Freunde aus seiner Kirchengemeinde. Darin forderten sie die Beendigung des Krieges: "Nieder mit Hitler - Volksverführer, Volksverderber, Volksverräter!" Insgesamt verfassten sie über sechzig Flugblätter. Voller Sarkasmus stellten sie den Meldungen der Wehrmacht diejenigen des Londoner Rundfunks entgegen und urteilten: "Sie lügen, lügen, lügen." Helmuth Hübener kommentierte die nationalsozialistische Kirchen- und Kriegspolitik. Er verglich das Militärpotential der Alliierten mit dem Deutschlands, und er maß die Lebenswirklichkeit an den früheren Versprechungen der Machthaber.

"Mein Vater im Himmel weiß, dass ich nichts Unrechtes getan habe"

Im Februar 1942 verhaftete man ihn und seine Mitstreiter. Auch als er gefoltert wurde, nahm Helmuth Hübener die ganze Verantwortung auf sich. Bei der Gerichtsverhandlung stellte er seinen christlichen Glauben über die nationalsozialistische Ideologie. Obwohl erst siebzehn Jahre alt, wurde er wie ein Erwachsener behandelt und zum Tode verurteilt, Gnadengesuche abgelehnt. Helmuth Hübener wurde am 27. Oktober 1942 hingerichtet. Er ist der jüngste von einem deutschen Zivilgericht zum Tode verurteilte Widerstandskämpfer. In einem seiner letzten Briefe schrieb er:

"Ich bin meinem himmlischen Vater sehr dankbar, dass heute Abend dieses qualvolle Leben zu Ende geht, ich könnte es auch nicht länger ertragen. Mein Vater im Himmel weiß, dass ich nichts Unrechtes getan habe. Ich weiß, dass Gott lebt, und Er wird der gerechte Richter über diese Sache sein. Auf ein frohes Wiedersehen in jener besseren Welt!"

 

Weitere Informationen
Hildegund Schuster zeigt auf ihr Helmuth-Hübener-Wandbild © NDR Foto: Stefanie Wittgenstein

Helmuth-Hübener-Wandbild: Ein Erinnerungsort in Gefahr?

Wegen eines Neubaus wird einer der wenigen Erinnerungsorte an den NS-Widerstandskämpfer in Hamburg erst einmal abgebaut. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 20.02.2023 | 07:50 Uhr

Info

Die Evangelische und Katholische "Kirche im NDR" ist verantwortlich für dieses Onlineangebot und für die kirchlichen Beiträge auf allen Wellen des NDR.