Wie der Weihnachtsbaum in die heimische Stube kam
Der Tannenbaum ist keine christliche Erfindung, in der Bibel steht nichts davon. Erst im 19. Jahrhundert entwickelt sich der Weihnachtsbaum ein fester Bestandteil beim heimischen Weihnachtsfest.
Mister Weihnachtsbaum, das ist Martin Luther. So legt es ein alter Druck nahe, der den Heiligabend des Jahres 1536 im Haus des Reformators zeigt. Versonnen blickt die Familie auf den Tannenbaum im Raum. Nüsse hängen in den Zweigen, Kerzen leuchten. Martin Luther spielt Laute, Ehefrau Katharina und die Kinder singen. Historisch belegt ist diese Szene zu Wittenberg nicht. Aber tatsächlich breitet sich zu jener Zeit der Brauch des Weihnachtsbaums im deutschsprachigen Raum aus.
Eiben und Stechpalmen statt Tannen
Das Lied vom Tannenbaum hat seine Ursprünge im 16. Jahrhundert. Bereits 1550 existiert eine Grundform der ersten Strophe. Als gesichert gilt außerdem, dass 1539 ein Weihnachtsbaum im Straßburger Münster gestanden hat. Im norddeutschen Raum sind geschmückte Bäume für 1570 in den Bremer Zunfthäusern belegt. Doch zunächst sind es Adel, Kirchen und Kaufmannsgilden, die sich immergrüne Bäume aufstellen. Nicht bloß Tannen, sondern auch Eiben und Stechpalmen.
Protestantische Familien holen Tanne in die Stube
Erst im 19. Jahrhundert wird der Weihnachtsbaum fester Bestandteil beim heimischen Christfest. Genau in dieser Zeit entsteht auch das Bild vom Heiligabend im Hause Luther. Es sind nämlich damals vor allem protestantische Familien, die sich einen Baum in die Stube holen. In katholischen Häusern steht meist eine Krippe. Anschließend beginnt der weltweite Siegeszug dieser Tradition. Interessanterweise spielt auch der Erste Weltkrieg eine besondere Rolle. An Heiligabend 1914 stellen die deutschen Soldaten Christbäume auf die Wälle der Schützengräben, sie hören mit dem Schießen auf, singen. Briten, Kanadier, Franzosen stimmen mit ein, es kommt zu einem kurzen Weihnachtsfrieden ...
Immergrüne Pflanzen sind Symbol für Fruchtbarkeit
Die Tradition, immergrüne Zweige während der Winternächte als Zeichen der Fruchtbarkeit im Haus aufzughängen, ist alt. Es gibt sie in vielen Regionen und Kulturen. Der Weihnachtsbaum ist sozusagen die christliche Interpretation dieses Brauchs. In der Bibel symbolisieren Bäume beispielsweise Glaubensstärke. Das Kreuz Jesu wird in der christlichen Tradition auch "grünes Holz" genannt. Denn mit ihm ist die Tür zum ewigen Leben aufgestoßen worden, sagen die Alten. Deshalb übrigens auch die Kerzen am Weihnachtsbaum. Sie leuchten für Christus als Licht der Welt.