Das Kirchenlexikon: Fisch als Fastenspeise
Fisch kommt in der Fastenzeit bevorzugt als Speise auf den Tisch. Das liegt an den alten kirchlichen Regeln - sie untersagen den Verzehr von Fleisch die sieben Wochen vor Ostern.
Egal ob Dorsch Forelle, Wildlachs: Fisch ist gesund. Denn sein Fleisch enthält viel hochwertiges Eiweiß, dazu Omega-3-Fettsäuren. Aber all das ist es nicht, weshalb Fisch während der Fastenzeit so oft auf den Tisch kommt. Das liegt wohl eher an den alten kirchlichen Speiseregeln, die bis heute irgendwie nachwirken. Sie untersagen für die sieben Wochen vor Ostern den Verzehr von Fleisch "warmblütiger Tiere".
Verzicht auf Fleisch ist ein Akt der Demut
"Das Fleischliche im Menschen sucht die Erde und den Genuss sinnlicher Freuden. Sie sind eine Bürde für den Höhenflug der Seele. Das Fasten ist geeignet, die fleischlichen Triebe zu bändigen und in geregelte Bahnen zu leiten." So predigt Bischof Augustinus (354-439) im 5. Jahrhundert über das Fasten. Es fördert Gebete, fromme Gedanken. Der Verzicht auf den Fleisch-konsum während der Passionswochen ist zudem ein Akt der religiösen Demut, würdigt den Leidensweg Jesu. Gemeint sind Karfreitag und die Kreuzigung, wo sein Blut vergossen wurde. Da der Fisch für die Kirche nicht als "warmblütiges Tier" gilt ist, fällt er nicht unter die Speiseregeln der Fastenzeit.
Der "Fisch" ist das Erkennungszeichen der Kirche
So erklärt sich übrigens auch, weshalb in manchen Familien auch heute noch freitags Dorsch, Hering oder Seelachs auf den Tisch kommt. Denn jeder Freitag erinnert nach evangelischem Verständnis auch ein wenig an den Karfreitag. Außerdem spielt der Fisch in der christlichen Symbolik eine besondere Rolle. In den ersten drei Jahrhunderten ist er das Erkennungszeichen der Kirche, ihr Logo. Das liegt an dem griechischen Wort für Fisch: Ichtys. In den fünf Buchstaben sehen die ersten Christinnen und Christen die Kurzform für das Bekenntnis: "Iesous Christos, Uios Theos, Soter. Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser."
Jesus serviert seinen Jüngerinnen und Jüngern nach Ostern
Fisch gehört übrigens auch zu der Mahlzeit, die Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern nach Ostern serviert. Johannes berichtet davon. Da treffen sich alle zu einem Barbecue am See Tiberias. Der auferstandene Jesus kniet am Ufer, entfacht ein Kohlefeuer und grillt und bittet zu Tisch. Vielleicht Barbe, Wels, Petrus-Barsch? Diese Fischarten gehören nämlich zur Welt der Bibel.
