"52 Hertz" - Der vielleicht einsamste Wal der Welt
Seit Jahrzehnten fasziniert der Wal "52 Hertz" die Wissenschaftler. Weil er zu hoch singt, können ihn seine Artgenossen nicht hören. Die Folge: Der Meeressäuger lebt in Einsamkeit im Pazifik.
Tapfer zieht er seine Bahnen durch den Ozean und singt aus voller Kehle. Ganz allein. Die Rede ist vom "einsamsten Wal der Welt". Als die US-Navy Ende der Achtzigerjahre zum ersten Mal zufällig seinen Gesang mit Unterwasser-Mikrofonen aufnahm, konnte sie die Geräusche nicht gleich zuordnen. Denn der Wal singt auf einer Frequenz von 52 Hertz. Für menschliche Ohren ziemlich tief. Aber sehr viel höher als seine Artgenossen.
"52 Hertz" hat schon Schriftsteller und Musiker inspiriert
Unter seinem Spitznamen "52 Hertz" hat der ungewöhnliche Wal schon Schriftsteller und Musiker inspiriert. Er rührt die Herzen der Menschen. Wir haben Mitleid mit dem vermeintlich ausgestoßenen Meeressäuger, denn wie sich Einsamkeit anfühlt, das wissen wir. Wir vermenschlichen seine Geschichte und fragen uns: Was sind das bloß für Wale? Warum nehmen ihn seine Artgenossen nicht endlich in ihren Kreis auf? Ganz einfach: Sie können ihn nicht hören.
Artgenossen können den "einsamen Wal" nicht hören
"52 Hertz" singt einfach zu hoch. Die Wale haben also gar keine Wahl. Der Mensch schon. Denn wir können jeden unserer "Artgenossen" wahrnehmen. Unsere Sinne lassen das zu. Aber: Lassen wir jeden Menschen in unsere Mitte und machen ihn so zu unserem Mitmenschen? Auch dann, wenn er anders aussieht, anders spricht und sich anders verhält? Wenn er Probleme hat oder schwierig ist? Die Entscheidung liegt bei uns. Im Kleinen wie im Großen: Wir haben die Wahl, ob wir uns mit verschränkten Armen oder mit ausgestreckter Hand begegnen. Aber vorher: Hand auf's Herz!